Gehörnt

Robyn Orlins Hommage an die Rikscha-Fahrer ihrer Kindheit

Tanz - Logo

Eine Art Subkultur war das, sagt Robyn Orlin. Sie meint diese Rikschas mit Fahrern in der Rolle von Zugpferden, und vor allem deren schrille, bunte Kostüme, die in Helmen mit zwei, vier oder sechs Kuhhörnern gipfelten. Orlin wuchs in Durban auf und war vier Jahre alt, als ihr diese Wesen zum ersten Mal auffielen. Dem kleinen, weißhäutigen Mädchen erschienen sie wie fliegende Engel oder mythische Gestalten aus einer anderen Welt.

Ein Bewusstsein für die sozialen Spannungen, den Kolonialismus und die Unterdrückung, die dafür sorgten, dass diese Menschen mit 35 Jahren verbraucht starben, entwickelte sie etwa zehn Jahre später. Die jugendliche Robyn war eine echte Achtundsechzigerin mit rebellisch kurzen Haaren und Latzhose. Dann studierte sie Tanz und Kunst in London und Chicago. Zwar lebt sie seit Langem in Berlin, doch ihre Stücke stehen weiter in Bezug zur Rainbow Nation. «Heute bin ich alt und reflektiere über die Apartheid und meine Kindheitserinnerungen. Und mir wurde klar, dass diesen Rikscha-Fahrern – Frauen waren nie darunter – zu keiner Zeit eine Form von Anerkennung zuteilwurde», sagt sie.

Menschliche Pferde mit Kuhhörnern
Ihr neues Stück mit der Truppe von Moving Into ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz August/September 2022
Rubrik: Tanz im August, Seite 16
von Thomas Hahn

Weitere Beiträge
Blackburn, de Mey, Neumeier, Volpi «Vier neue Temperamente»

Ein Bild aus vergangenen Zeiten: eine Frau und drei Männer an einem Tisch in unbeschwertem Beisammensein. Durch eine transparente Wand betrachtet ein junger Mann wehmütig diese Szene. Er tritt in Kontakt zu den vertrauten Menschen und erlebt, musikalisch getragen von Simon & Garfunkel und später Franz Schuberts Klaviersonate in B-Dur, glückliche wie unschöne...

Effizientes Vortanzen

Rebecca Haw, Sie sind Tänzerin am Semperoper Ballett und haben kürzlich die Agentur CODA gegründet. Was können wir uns darunter vorstellen? 
Wir repräsentieren klassische Tänzer*innen und vermitteln sie an Arbeitgebende. Nicht nur Berufseinsteiger*innen, sondern auch erfahrene Profis sollen die Unterstützung bekommen, die sie verdienen. Wie in anderen Bereichen...

Philippe Kratz, Sharon Eyal «Herzkammern»

Sie wussten es, die jungen Choreografen des Juni-Abends «Heute ist morgen» im Prinzregententheater: Nur einer schafft es mit seiner Kreation ins Nationaltheater. Das auserwählte Stück sollte mit Sharon Eyals «Bedroom Folk» korrespondieren, dieser kaltheißen Abstraktion wechselnder Beziehungen in und rund um die coolen Clubs in Tel Aviv, die bisher im Rahmen eines...