disabled theater
Die jüngste Arbeit des französischen Choreografen Jérôme Bel, Premiere war beim «Kunstenfestivaldesarts» in Brüssel, heißt «Disabled Theater». Der Name beschreibt, wie immer bei Bel, akkurat bereits den Inhalt: ein Stück, gemacht von geistig Behinderten, die allesamt professionelle Performer des Theater Hora in Zürich sind.
Es mag überraschen, dass ein Mann, der sich so akribisch mit den Mechanismen des Theaters auseinandersetzt, der mit Tänzern wie Véronique Doisneau oder Cédric Andrieux gearbeitet hat, seine Energien nun auf Behinderte richtet, die sich gar nicht erst an herkömmliche Hierarchien, an die Regeln von Ballett oder Modern Dance halten müssen. Für Bel war es zunächst auch gar nicht leicht, seine Akteure überhaupt zu verstehen. Die Kompanie verständigt sich auf Schwyzerdütsch, also musste sich der Choreograf einer Übersetzerin – der Schweizer Choreografin Simone Truong – bedienen, um zu erspüren, wie die Gruppe denkt und fühlt. Aus der Distanz aber hat Bel eine Tugend gemacht. Er wahrt Abstand und zeigt respektvoll seine Faszination für die berührende Präsenz dieser Kompanie. Er macht also genau das, was sein Werk auch sonst auszeichnet: dokumentarisches Theater.
Die ...
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Tanz Juli 2012
Rubrik: produktionen, Seite 12
von Pieter T‘Jonck
Sprichwörter aus anderen Kulturen können manchmal recht befremdlich wirken. So titelt Christian Rizzo lieber gleich auf Türkisch: «Sakinan Göze Çöp Batar».
Woran würden wir auch denken, wenn es auf Deutsch hieße: «Das Auge, das du schützen willst, wird durchbohrt werden»? Klingt wahlweise nach Altem Testament oder PKK. Dabei lautet die Botschaft: «Klammere dich...
Die Dunkelheit scheint zu atmen. Aus ihr erhebt sich, kaum sichtbar, ein Lichtschein. Schmutziges Violett. Die Kraft, die es kostet, das überhaupt wahrzunehmen, wird mit immer mehr Sichtbarkeit belohnt. Das diffuse Licht pulsiert im Rhythmus der Musik, bringt den Raum in Bewegung, als sei er ein eigener Organismus, vielleicht krank, vielleicht gefährlich. Nur...
Samuel Lefeuvre,
Sie waren lange ein Wahrzeichen der belgischen Kompanie Peeping Tom, in der Sie für spektakuläre Sprünge und Stürze bekannt wurden. Wie kam es dazu? Ich lernte die Choreografen Gabriela Carrizo und Franck Chartier kennen, als wir zusammen in Alain Platels «Wolf» arbeiteten, Chartier und ich als Interpreten, Carrizo als Regieassistentin. Gabriela...