antwerpen: nicole beutler «shirokuro»

Tanz - Logo

Von «Ebony & Ivory» sangen einst Stevie Wonder und Paul McCartney, als sie das Miteinander heller und dunkler Klaviertasten zur gesellschaftlichen Blaupause erhoben. Auf Japanisch vereinen sich beide Extreme in dem Wort «Shirokuro»: schwarz-weiß. Nicole Beutler, Choreografin in Amsterdam, kam auf den japanischen Titel nicht nur, weil sie mit der Pianistin Tomoko Mukaiyama zusammenarbeitet. Vielmehr hat das lautmalerische «Shirokuro» doppelzüngigen Charme. Denn einerseits lässt sich das Wort im Stakkato aussprechen, es klingt dann geradezu atemlos.

Jeder Wechsel von Konsonant zu Vokal zerschneidet die Tonfolge, genau wie die Gesten des Tänzers Mitchell-Lee van Rooij mitunter in archaischer Gewalt an ein Samurai-Schwert erinnern. Zugleich kann «Shirokuro» einem auch beinahe wie Singsang über die Lippen gleiten, was wiederum jenen Szenen des Stücks entspricht, die fast sakrale Stimmung herstellen.

Protestantische Schlichtheit ist das visuelle Fundament des Duos, obwohl die Pianistin keine diskrete Begleiterin abgibt. Furios wie eine Kriegsgöttin spielt sie die Sonaten Nr. 5 und 6 der Russin Galina Ustwolskaja und streut hier und da ein Schumann-Echo hinein. Dabei verhält sich die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Januar 2013
Rubrik: kalender und kritik, Seite 46
von Thomas Hahn

Weitere Beiträge
tanz ex cathedra

Gabriele Brandstetter ist nicht etwa die Königin der Tanzwissenschaft, sie ist ihre Kanzlerin. Sie sucht den Kontakt zum Volk und spricht nicht vom akademischen Thron herab. Mit dem Berliner Staatsballett hat die Professorin für Tanzwissenschaft an der Freien Universität Berlin soeben die volkshochschulähnliche «Ballettuniversität» gegründet – eine Art...

forever young

1933, 1949, 2003. Dies sind die Uraufführungsdaten dreier höchst unterschiedlicher Choreografien, die das Bayerische Staatsballett unter dem programmatischen Titel «For-ever Young» zu einer Triple Bill zusammengespannt hat. Die behauptete ewige Jugend der beiden historischen Stücke soll sich, so scheint es, am dritten und jüngsten im Bund, an Russell Maliphants...

dancer in the dark

Geblendet, schließt der Zuschauer erst einmal die Augen. Kaum dass er sie wieder öffnet, sieht er sich konfrontiert mit einer anderen Welt. Die Bühne ist eingedunkelt, der Boden spiegelglatt. Von hinten fällt das Licht wie gefiltert auf unzählige Silberkabel, an denen Myriaden von Mikrofonen hängen. Vielfach geschichtet, wirkt die Installation von Anette Hachmann...