Vermessung des Tanzes

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Keine Frage: Das Theater bleibt aus Sicht vieler Künstler*innen der ideale Raum und Rahmen für den Tanz. Und trotzdem sind zuletzt zahllose Schauplätze neu entdeckt oder wiederbelebt worden, von der revolutionären Entwicklung digitaler Formen und Formate zu schweigen.

Wir beleuchten diese ästhetischen und kulturellen Metamorphosen und den Wandel, den der Körper – Instrument der Kunst, Ich-Gefäß und Gesellschaftsspiegel zugleich – erfährt. Die binäre Ordnung der Geschlechter steht zur Disposition, Identitätsmarker verflüssigen sich, Diversität ist in aller Munde.

Bewegungen, die auch den Tanz erfassen, mit weitreichenden Folgen. Und dann ist da noch die Politik, die sich neu inszeniert – und der Krieg, der seit seinen Anfängen choreografischen Gesetzen gehorchte und inzwischen die Realität aus dem virtuellen Werkzeugkasten steuert.

Dieses Jahrbuch ist also: eine Vermessung des Tanzes vom Horizont der Gegenwart aus


Tanz Jahrbuch 2022
Rubrik: Editorial, Seite 4
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