Glanzlichter 2022: Wiener Staatsballett

Aufbruch an der Donau, bis hin zum Neujahrskonzert

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Ballett in Wien, an der Staatsoper im Besonderen, das war in den letzten Jahrzehnten nur eine mühsam geduldete Zusatzleistung der Institution. Und künstlerisch nur ein Wurmfortsatz des selbst reichlich angestaubten Mutterhauses. Trotz Rudolf Nurejews Wirken, trotz der segensreichen Direktion Gerhard Brunners, der zwischen 1976 und 1990 das Repertoire öffnete, Balanchine, Neumeier, van Manen, van Dantzig, Kylián, Forsythe, Ruth Berghaus und viele andere in den erstarrten Traditionstempel einlud.

Nach ihm aber dämmerte die Truppe wieder dekorativ spießig dahin, zuletzt vom Pariser Ex-Étoile Manuel Legris zwar blendend in Form gebracht und stilistisch geschliffen. Aber auch so seelenlos und gestrig schnörkelverziert wie die Schaufenster der k.u.k Hofzuckerbäckerei Demel, wo vor allem Touristen sich an der Spezialität delektieren, die einst für Kaiserin Sissi kreiert wurde: kandierte Veilchenblütenblätter.

Umso erstaunlicher, dass ein choreografisch kreativer Wirbelwind wie Martin Schläpfer – eigentlich des Direktorseins müde, das er seit 1994 in Bern, Mainz und Düsseldorf/Duisburg mit Riesenerfolg ausgeübt hatte – nun ausgerechnet im Haus am Ring wieder den Gang durch die ...

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Tanz Jahrbuch 2022
Rubrik: Die Saison 2021/22, Seite 128
von Manuel Brug

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