Umarmung

Hofesh Shechters «Theatre of Dreams» überschreitet die Demarkationslinien der Gegenwart. So, wie es nur im Land der Träume gelingt, meint Dorion Weickmann

Tanz - Logo

Irgendwie gehört der Mann hierher, nach Paris. In Israel geboren, lebt er zwar seit Langem in Großbritannien. Trotzdem kehrt er regelmäßig zurück in die französische Kapitale, um mitten in ihrer bauhistorisch beschwingten Kulisse Stücke zur Uraufführung zu bringen, die der Gegenwart empfindlich auf den Zahn fühlen. Derart mitleidlos, dass es beim Zusehen schmerzt. Einziges Antidot ist die morbide Schönheit seiner Erfindungen – eine Art Narkotikum, das einen unwillkürlich schachmatt setzt.

So geschehen 2017 bei «Grand Finale», so geschehen Ende Juni 2024 im «Theatre of Dreams». Der Choreograf Hofesh Shechter weiß, dass sich Kampf, Kunst und Körper wie eine unauflösliche Trias zueinander verhalten: Sie gehören zusammen, seit der Mensch in vorgeschichtlichen Höhlen zu tanzen begann. Also wirkt jede Shechter-Inszenierung wie ein Reenactment der Schöpfung – und die Prophetie ihrer Auslöschung.

Trost für krisengebeutelte Seelen
Einmal mehr ist das Pariser Théâtre de la Ville als Schauplatz der Kreation auserkoren. Man hat sich entsprechend präpariert. Das (dank britischer Minimalsubventionen) gut ausgebaute Marketing- und Fundraising-Department von «hofeshco» (Künstler und Company) ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz Oktober 2024
Rubrik: Produktionen, Seite 8
von Dorion Weickmann

Weitere Beiträge
Highlights 10/24

Bern, St. Gallen, Zürich
SCHWEIZER GIPFEL
Die Schweiz stürzt sich mit Elan in den tänzerischen Nachsommer. In die Bundesstadt lockt das Festival «Tanz in Bern», das sich ums Thema «ensemble» dreht, um Gemeinschaft und Gemeinsamkeit. Mit dabei: ausschließlich Ensembles, die Arbeiten zeigen wie «Unearth» von Jefta van Dinther, «Hairy» von Dovydas Strimaitis oder...

Backlights 10/24

Amsterdam
«GENERATION DANCE»
Er beschleunigt und kreist mit großen Sprüngen: Der erste Solist Jacopo Tissi traut sich, in der schweren männlichen Hauptrolle von «Four Schumann Pieces» (1975) mit Bravour, Tempo und Gelassenheit zu spielen. Meisterchoreograf Hans van Manen gönnt ihm das wechselhafte Zusammenspiel mit fünf Paaren; kein Bündnis hält. Dabei werden...

Marina Otero «Kill Me»

Otero ist punk. Sie ist Kult. Und der Begriff der «Tanzautorin» passt auf sie wie auf niemanden sonst. Otero bringt ihre eigenen Texte zum Tanzen. Texte, die das surreale, dramatische, emotional chaotische und oft obsessive Gefühls-, Berufs- und Liebesleben der Argentinierin verhandeln und gleichzeitig neu erfinden. So verweist sie Trennlinien zwischen...