Stille
«Wenn ich einen Tanz oder irgendeine Art von Werk plane, kann ich das nicht umsetzen, bevor ich den Raum verstanden habe», sagt Maria Hassabi, die in Athen ebenso zu Hause ist wie in New York. Die 48-jährige, auf Zypern geborene Choreografin und Künstlerin ist eine Spezialistin für die Raumzeit-Verhältnisse der menschlichen Wahrnehmung. Unsere Sinne brauchen Zeit: Je höher die Beschleunigung, desto stärker verschwimmt die Umgebung, und je langsamer die Dinge laufen, desto mehr Aufmerksamkeit wird dem Raum gewidmet, der ein Individuum umgibt.
2009 vollzog Hassabi bei ihrer choreografischen Arbeit einen Schwenk hin zur Verlangsamung. Damit reichten Theaterräume nicht mehr für ihre Kunst aus, und die Künstlerin begann, die Möglichkeiten von Orten der Bildenden Kunst zu erkunden. Dort nehmen es ihre Tänzerinnen und Performer mit der in sich ruhenden Architektur etwa eines Museums ebenso auf wie mit dem gehetzten Blick des durchströmenden Publikums.
Vergangenen Juni trat Maria Hassabi zusammen mit fünf Tänzerinnen und Tänzern bei den Wiener Festwochen auf. Ihre eigens für den Hauptraum der Secession geschaffene Performance-Installation trug den Titel «Here». Die vierstündige ...
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Tanz Jahrbuch 2021
Rubrik: Unterwegs, Seite 78
von Helmut Ploebst
Das Ende der Welt ist gar nicht so weit weg. Doch um dahin zu kommen, müssen wir die Wege des Genfer ÖVs ergründen. Foofwa d’Imobilité sollte das theoretisch leichtfallen. Er ist hier aufgewachsen. Praktisch aber bewegt er sich, seit er aus New York zurückgekehrt ist, mit dem Fahrrad durch seine Heimatstadt. «Das ist das Schöne an einer so kleinen Stadt: Man kommt...
Als wir uns zum ersten Mal treffen, per Video, sitzt Annie Hanauer in ihrer Londoner Wohnung in Selbstisolation. Sie hat einen langen Aufenthalt auf dem Kontinent hinter sich, konnte wegen der britischen Quarantänepflicht nicht wie gewohnt zwischendurch nach Hause. Eine der Produktionen, «Variation(s)» von Rachid Ouramdane, hat Hanauer kürzlich zurückversetzt in...
«Erfinden besteht in der Fähigkeit, das Potenzial eines Stoffes zu erfassen, und in dem Talent, Gedanken zu formen und zu gestalten, die ihm entsprechen.» Dieser Satz, von Mary Shelley 1831 mit Bezug auf das sprichwörtliche «Ei des Kolumbus» im Vorwort zu ihrem «Frankenstein»-Roman formuliert, lässt sich trefflich auf diese vermeintlich simple Kreation eines...