Steven Cohen «Put Your Heart Under Your Feet …And Walk!»
«We are in a theater», spricht Steven Cohen mit trauriger, müder Stimme, «but I’m not acting. Everything I do is real.» Cohens Solostück «Put your heart under your feet … and walk!», uraufgeführt 2017 in Montpellier und sechs Jahre später als Deutsche Erstaufführung im Haus der Berliner Festspiele zu sehen, ist kein Theater, es ist ein Ritual, ein Bekenntnis des Künstlers zur Trauer um seinen Lebensgefährten Elu, der 2016 starb. Und der auf der Bühne präsent ist, als Urne, gefüllt mit Asche.
«Alles, was ich hier mache, ist real», und dann verspeist Cohen ein paar Gramm Asche, eine symbolische körperliche Vereinigung mit dem Geliebten. Real.
Normalerweise hilft ein Ritual einem, eine Form für die Emotionen zu finden und sich so nach und nach zu distanzieren. Cohen aber geht einen anderen Weg: Er vermeidet die Distanzierung konsequent und sucht den Schmerz um den den toten Geliebten immer wieder aufs Neue. Indem er dahin geht, wo der Tod ist: Eine lange Videopassage zeigt Bilder aus einem Schlachthaus, leidende Tiere, Eingeweide, das Bolzenschussgerät, das dem Rind an die Stirn gesetzt wird. Dazwischen: Cohen, der durch die alptraumhafte Situation tanzt, sanft, traurig, ein ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz November 2023
Rubrik: Kalender, Seite 38
von Falk Schreiber
In ihrem Auftaktvortrag zum Münchner Symposium «Tanzausbildung im Wandel» sprach sie vor einem Jahr vielen Teilnehmern aus der Seele. «Die Künstler, die uns inspirieren, erreichen oft nicht die Kriterien, die wir heute auf Kinder und ihre Körper anwenden», sagte Mavis Staines zum Beispiel und forderte, sich wieder viel mehr auf die Kunst zu konzentrieren statt auf...
So sieht ein Seeigel aus, der in einen Farbeimer gefallen ist: lauter knallrote Stacheln, leicht gezaust und trotzdem wohlsortiert. Nur handelt es sich hier um kein animalisches Abbild, sondern um ein Kunstwerk, dem ein anderes Kunstwerk zugrunde liegt: Ein choreografisches Fragment, Auskopplung aus Marco Goeckes «Der Liebhaber» (tanz 4/21), wurde per digitaler...
Dezember, Sonnenwende, Tag der Geburt der Sonne: Dies natalis solis invicti. Römischer Kult zu Ehren der Unbezwingbaren. Eingeführt im dritten Jahrhundert von Aurelius, später christianisiert als Natale: Weihnachten. Und auch der «Sonntag» geht auf diesen römischen Sonnenkult zurück. Aber nicht darum geht es Hervé Koubi, wenn er sein neues Stück «Sol Invictus»...
