Systemsprengerin
In ihrem Auftaktvortrag zum Münchner Symposium «Tanzausbildung im Wandel» sprach sie vor einem Jahr vielen Teilnehmern aus der Seele. «Die Künstler, die uns inspirieren, erreichen oft nicht die Kriterien, die wir heute auf Kinder und ihre Körper anwenden», sagte Mavis Staines zum Beispiel und forderte, sich wieder viel mehr auf die Kunst zu konzentrieren statt auf die Anatomie. Ballettlehrer dürften sich nie auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern müssten fortwährend die eigenen Regeln und Traditionen auf deren Geltung überprüfen.
Die Kanadierin ist die dienstälteste Führungskraft der internationalen Ballettakademien, im Alter von 70 Jahren wird sie sich im nächsten Juni in den Ruhestand verabschieden. 35 Jahre lang wird sie Canada’s National Ballet School dann geleitet haben, übrigens erst als zweite Direktorin nach der Mitbegründerin Betty Oliphant.
Staines‘ langjähriges Wirken darf man mit Fug und Recht visionär nennen, von Beginn an stand ihre Pädagogik im Zeichen der Veränderung: Sie machte die physische und psychische Gesundheit ihrer Studierenden zur Priorität und setzte auf einen ständigen Dialog mit den Schülern, die sie als Persönlichkeiten ernst genommen wissen will. ...
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Tanz November 2023
Rubrik: Praxis, Seite 60
von Angela Reinhardt
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