Soll erfüllt
Der Ursprung des Begriffs «Roboter» liegt im Tschechischen: «Robota» bedeutet hier soviel wie «Frondienst» oder «Zwangsarbeit», über die Figur des Golems kam der Ausdruck in die Prager Literatur und von dort in die Alltagssprache. Wenn in «I am Bob» von Imre und Marne van Opstal das Ensemble des Hessischen Staatsballetts roboterhaft durch das Große Haus des Darmstädter Staatstheaters stakst, dann ist entsprechend klar, dass man es hier mit einer Zwangssituation zu tun hat.
Menschen in Einheitskleidung sind hier zu sehen, die geschlechts- und charakterlos ihre Aufgabe zu erfüllen haben.
Im weitesten Sinne geht es zu Beginn des Doppelabends «Broken Bob» darum, eine Treppe auf- und abzuschreiten, angetrieben von langsamen aber unerbittlichen Industrial Rhythms. Also: Schritt nach vorn, Knie beugen, Arm heben, nochmal. Irgendwann gibt es eine Drehung, dann geht es zurück, leichte Variationen sind erlaubt, doch am Ende will das Soll erfüllt werden.
«Bob», das ist jemand wie «John Doe» oder «Max Mustermann»: kein Individuum, sondern ein Platzhalter. Wir alle sind Bob, und wir sollen gefälligst zufrieden sein, dass wir eine Aufgabe haben, die erfüllt werden will. Tatsächlich wirkt das ...
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Tanz Dezember 2024
Rubrik: Produktionen, Seite 8
von Falk Schreiber
Screening
NDT 2
Zwischen den Jahren macht sich ganz gern der eine oder andere Durchhänger breit: Weihnachten ist abgefrühstückt, das Jahresende in Sicht. Statt sich in düsteren Politbilanzen zu ergehen, lieber einer herausragenden Nachwuchstruppe zuschauen: Das Nederlands Dans Theater 2 ist zwei Tage lang mit Marcos Moraus «Folkå» und Nadav Zelners gerade erst...
Impressum
tanz. Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance
Herausgeber Der Theaterverlag – Friedrich Berlin GmbH
Redaktion Sofie Goblirsch, Johanna Rau, Falk Schreiber, Marc Staudacher, Dorion Weickmann (Leitung), Tel. +49-30-254495-20, Fax -12
redaktion@tanz-zeitschrift.de www.tanz-zeitschrift.de
Bildredaktion Marina Dafova, Sofie Goblirsch
Art direction...
Ein Proszeniumsbogen rahmt die von den abgründigen Werken des belgischen Malers und Zeichners Leon Spilliaert inspirierte Bühne beim Festival «Lugano Dance Project». Vor nackter Rückwand, im Licht der unverkleideten Beleuchtungstechnik obliegt es allein zwei Tänzerinnen, mit ihren Körpern Strukturen zu bilden, mit deren Hilfe das Publikum die höhlenartige...