Sidi Larbi Cherkaoui: "Myth"
Sidi Larbi Cherkaoui,
zehn Tage vor der Premiere montieren Sie noch die Flut an Material, die Ihre 14 Tänzer angeliefert haben, dazu sieben Musiker, also 21 Performer: Das ist nicht zufällig die Anzahl Karten, die man beim Tarot braucht? Worum geht es in «Myth»? Genau wie die meisten Menschen habe ich eine Anzahl an Leichen in meinem mentalen Keller, mit denen ich ins Reine kommen muss. Dieses Stück handelte anfänglich von Traumata. Arbeit am Stück ist für mich ja immer auch eine Art der persönlichen Psychotherapie.
Ein Trauma ist ein Ereignis, das so unüberwindbar scheint, dass man stets zu dem Moment «vor dem Ereignis» zurück möchte. Das drohte dann wirklich sehr schwer und schon zu persönlich zu werden. Darum habe ich mich dem Thema über einen anderen Weg genähert: die Mythologie. Jeder kann im einen oder anderen Mythos seine eigene Problematik gut erkennen. Indische und griechische Mythen drängen keine Moral oder kein Urteil auf, sondern zeigen das Ereignis, das über jemanden hereinbricht, wenn man bestimmte Entscheidungen trifft. Das Erkennen ist eine Form der persönlichen Genesung: Du spürst, dass du nicht allein bist mit einer Frage oder einer Emotion. Unsere Kultur ist ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der Goldfisch im Glas. Die Geste als Sprache. Das Wort als Klang. Der Körper im Raum – ausgestellt in Pose, Bewegung, Tanz. Seine Enthüllung, Maskierung, Deformation oder Vervielfältigung im Film. So zitieren sie ironisch aus dem Performance-Einmaleins, die ersten Abgänger von Gabriele Kleins MA-Studiengang Performance Studies an der Universität Hamburg bei der...
Tödlich erschrocken stürzt die Frau durch den Zuschauerraum auf die Bühne, trommelt in wilder Angst gegen den eisernen Vorhang. Der öffnet sich. Dunkel verschlingt sie. Auch Kunst vermag nicht Trost oder Zuflucht zu spenden. Sie ist rachenartig, ein schwarzes Loch. Speit Menschen aus und saugt sie wieder auf. Mit «Infini» nimmt Urs Dietrich seinen Abschied als...
Ein williger Nachfolger für Daniela Kurz ist gefunden: Goyo Montero, der zur Spielzeit 2008/09 am Staatstheater Nürnberg die Ballettleitung übernimmt. In Madrid geboren und in Spanien wie in Kuba von namhaften Lehrern ausgebildet, ist er in Deutschland kein Unbekannter. Montero tanzte als Solist am Leipziger Ballett, in Wiesbaden und zuletzt während der Direktion...