«Die Tempeltänzerin» von Terence Kohler
Knarzende Türen, leiernde Tonbandaufnahmen, der umgekippte Kopf einer Götterstatue und düstere Schattenspiele: Beginnt so ein klassisches Ballett, noch eins nach Marius Petipas berühmter «Bayadère»? Es liegt nah in diesem wehen Anfang von Terence Kohlers «Die Tempeltänzerin», den Verweis auf eine rostige Vergangenheit zu sehen. Zudem Cineastisches in der Luft liegt. Unweigerlich kommen laufende Bilder von schaurigen Schwarzweiß-Streifen in den Sinn. Beides hat seine Berechtigung und geht doch nicht auf.
Der Hauschoreograf am Badischen Staatstheater Karlsruhe hat sich viel vorgenommen. Er nimmt ein Stück Tanzgeschichte und bemüht sich mit Bezug auf den indischen Bollywood-Film um einen zeitgemäßen Blickwinkel. Das kann nicht aufgehen. Anleihen aus Bollywood eignen sich zur Dramatisierung und Unterhaltung. Mehr Aktualität bringen sie nicht ins exotisch-romantische Spiel, zumal der junge Australier nicht in die Vollen greift.
Delikate Ton-in-Ton-Abstufungen statt Farbenrausch, keine Live-Musik, kein Gesang, sondern Minkus’ Originalkomposition vom Band – wer es nicht im Programmheft gelesen hätte, wäre auf die Inspirationsquelle Bollywood kaum gekommen. Immerhin steigert der mit dem ...
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Die spartenübergreifende Arbeit am Theater ist mal wieder in aller Munde:
1. Weil erfolgreiche Kollegen nach langen Jahren ihre Verträge aufkündigen, da ein neuer Intendant Einsätze des Ballettensembles in Musical und Operette verlangt, oder 2. Weil immer noch manche Intendanten argumentieren, der Tanz würde die Operette zu seiner Rechtfertigung brauchen.
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In all Deinen Stücken spielen Eigennamen eine große Rolle. Jérôme Bel hat 1995 den Diskurs über den Körper «Jérôme Bel» eingeleitet. In «Le dernier spectacle» (1998) wurden mehrere Eigennamen wie André Agassi oder Susanne Linke verwendet, die alle, neben einem bestimmten Kostüm, das sie kennzeichnete, mit einer eigenen Bewegung verbunden wurden. In all diesen...
«Madame Bovary – das bin ich», sagte Flaubert. Könnte auch Maurice Béjart sagen. Wer immer in seinem Werk auftaucht, ist auch Maurice Béjart. In vielen seiner Ballette inszeniert er sich sogar unverblümt als Ich. Schon in «Gaîté parisienne» (1978) tritt er in Gestalt des jungen Bim auf, der sich nach Paris aufgemacht hat, um dort seine Ausbildung als Tänzer zu...