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Wollte man mitten im Zwischenhoch zwischen den unabsehbaren pandemischen Wellen auch mal eine positive Bilanz ziehen, fiele einem zumindest der veränderte Umgang mit digitalen Medien ein. Die Scheu vor dieser Technik ging verloren. Man staunte, «wie beschämend einfach sie funktioniert. Wenn sie denn funktioniert», schrieb kürzlich Gesine Schwan, Mitglied der Grundwertekommission der Sozialdemokraten. Nun hofft sie, Anschluss an die Digital Natives zu finden.
Denn Leute wie Schwan konnten auf einmal Vorträge halten, ohne zu reisen und ohne sich den zeitintensiven Ritualen des sozialen Miteinanders auszusetzen. Was bequem ist, aber ganz sicher das Gegenteil von dem, was die Menschen am meisten vermissten, als sie im Malstrom der Streams und Zooms eine fast manische Sehnsucht nach Haptischem, nach Körperlichem und nach Live-Erlebnissen entwickelten.
Nach einer langen Phase enervierender Online-Sessions bleibt vor allem Schreckliches in Erinnerung: etwa all die Küchen und beengten Wohnräume betrachten zu müssen, in denen Tanzpädagogen und -pädagoginnen ebenso wie die Teilnehmenden ihrer Kurse gegen alle Widerstände des Mobiliars ihrem Beruf weiterhin nachzugehen trachteten. Privacy ...
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Tanz August/September 2021
Rubrik: Praxis, Seite 52
von Arnd Weseman
Was hat man nicht alles vergessen! So viele Schritte, Tänzer, Choreografien, Performances in den letzten Jahren gesehen, und wer oder was davon hat Spuren hinterlassen? Es ist beschämend. Das allerdings dürften wohl die wenigsten Augenzeugen wieder aus ihrem Kopf kriegen: Eine Frau hämmert sich mit sachten Schlägen einen acht Zentimeter langen Zimmermannsnagel ins...
Es gibt im Netz das Video einer amerikanischen Tänzerin. Auf Spitzenschuhen tanzt sie am Meer auf einem Wellenbrecher aus grob aufgeschütteten Steinen. Die Gischt sprüht, die glatte Sohle findet auf dem nassen Granit kaum Halt. Sie tanzt auf einem schmalen Grat vor dem unermesslichen Meer und wirkt sehr verletzlich. In diese Lage, das gibt sie gerne zu, hat die...
Es ist was faul im Staate Neumeier. Oder zumindest noch nicht zu einem befriedigenden Abschluss gelangt. Immer wieder beschäftigt sich der Intendant des Hamburg Ballett mit dem «Hamlet»-Stoff, insgesamt fünf Choreografien entstanden in 45 Jahren nach der Vorlage: «Hamlet Connotations» 1976 in New York, überarbeitet zu «Der Fall Hamlet» in Stuttgart. 1985 das...