raphaëlle delaunay
Der Hut macht den Unterschied. Dieser Hut. Aber zuerst zieht sich Raphaëlle Delaunay in ihrem Stück «Eikon» die Trainingsjacke mit den drei Streifen über das weiße kreolische Spitzenkleid. Damit zelebriert sie noch keinen Michael Jackson. Aber sobald die ehemalige Solistin des Pariser Opernballetts diesen schwarzen Hut aufsetzt, den rechten Ellenbogen nach vorn streckt und den Finger an die Krempe legt, holt sie den verstorbenen Helden mühelos ein. Das Spielbein reckt sie Richtung Mond. Ganz ohne Moonwalk, dafür auf Spitzenschuhen.
Ihr Fingerzeig mit der Fußspitze deutet an, dass der Moonwalk den Balletttraum von der Schwerelosigkeit verwirklichte. In «Eikon» lebt der «King of Pop» nun in ihr, freier als früher. Hier kann er seine feminine Ader ganz direkt erfahren. Es tut ihm gut, in Raphaëlle Delaunays Körper keinem Gender-Zwang unterworfen zu sein. Besaß er überhaupt ein Geschlecht oder eine Hautfarbe? Warum sind es gerade Frauen, die sich heute des Moonwalk und der Ikone Jackson annehmen? Nach Schritten und Stil betrachtet, müsste der Moonwalk eigentlich massiv von Männern in den Tango importiert werden. Doch es geschieht das Gegenteil.
Die Haut
Auch Raphaëlle Delaunay wandelt ...
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Tanz Januar 2012
Rubrik: menschen, Seite 21
von Thomas Hahn
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