Quartett mit Stange
Der Satz liest sich wie ein Epitaph auf eine aussterbende Spezies: «Allen Tänzern gewidmet, die sich irgendwie bei der Stange halten», heißt es da. Was damit gemeint ist, lässt sich unschwer erraten. Ziemlich bald wird der, der dieses Stück erfand und die Widmung dazu formulierte, den Ton abschalten und von der geteilten Bildfläche verschwinden, um sich zwischendrin immer mal wieder erklärend einzuschalten: der Choreograf William Forsythe.
Aber erst einmal beginnt das eigentliche Stück, «The Barre Project – Blake Works II», wobei eine Ballerina in Balanchineblauem Trikot und Schläppchen auf eine Stange zu kreiselt. Diese verläuft quer und verliert sich rechts und links im schwarzen Nichts – ein Abstraktum und doch sehr konkret, ein Symbol für tägliche einsame Exerzitien. Die Stange ist pars pro toto eines hochkonzentrierten audiovisuellen Artefakts. Also ein typischer Forsythe.
Bill Forsythe gibt über Video-Konferenz ironisch den alten Meister (grandpa) und den Narren. Er haut sich auf den Arm und versichert sich selbst, dass es der linke ist: «Ich liebe Zoom», sagt er. Via Zoom zu choreografieren, führt zu Missverständnissen von Lechts und Rinks: Der Akteur Forsythe wechselt ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Mai 2021
Rubrik: Produktionen, Seite 7
von Eva-Elisabeth Fischer
Zentral ist die Rolle der Kulturverbände in der Corona-Krise: als Anlaufstelle für Künstler*innen, als Sprachrohr der Branche, als Ideengeber für die Politik – und Trägerstruktur für Hilfsprogramme. Mit dabei: Der Dachverband Tanz Deutschland e.V., kurz DTD, der im Nothilfeprogramm «Dis-Tanzen» bislang fast zehn Millionen Euro aus den Bundestöpfen von Neustart...
Unser aller Köpfe sind bevölkert von Geschichten, Bildern und Figuren aus Legenden, Märchen, Opern, Hollywood und Bollywood. Bei manchen Zeitgenossen kommen noch Motive aus der Tanzgeschichte hinzu. Emanuel Gats «Lovetrain 2020» ist nun eine Einladung zum Eintauchen in die Opulenz unserer persönlichen Archive. Dabei schwebte dem Choreografen eine Art modernes...
Kann ein Rhythmus, ein mit den Händen geschlagener Takt, bereits politisch sein? In Kate McIntoshs «To Speak Light Pours Out» ist er das auf jeden Fall. Die in Brüssel arbeitende Neuseeländerin hat das Stück – koproduziert u. a. von PACT Zollverein, Künstlerhaus Mousonturm, Wiener Festwochen – in einer Residenz am Schauspiel Leipzig erarbeitet. Sie untersucht darin...