No Principal
Das Opera Ballet Vlaanderen hat die internen Hierarchien abgeschafft. In den Programmheften stehen unter den Fotos der Tänzerinnen und Tänzer keine Ränge mehr. Alle sind jetzt sozusagen Principals, oder alle sind Mitglieder des Corps de ballet – je nachdem, wie man es betrachten möchte.
Was eher ins Auge sticht, ist die Diversität des Programms selbst: Die Kompanie tanzt neuere und neueste Arbeiten von Richard Siegal, Alain Platel und anderen, performt aber auch «klassische» Stücke zeitgenössischer Choreografinnen und Choreografen wie Wim Vandekeybus, Anne Teresa De Keersmaeker und Trisha Brown. Hinzu kommen Eigenkreationen. Was den Mix aus Genres und Techniken betrifft, kann man sich ein breiter gefächertes Spektrum kaum vorstellen. Hinter alldem steckt eine kleine Revolution hinsichtlich der Arbeitsbedingungen der Tänzerinnen und Tänzer. Wir haben mit dem Künstlerischen Leiter Jan Vandenhouwe und Deputy General Director Kiki Vervloessem gesprochen.
Seit nunmehr einem Jahr unterziehen Sie die Arbeitsbedingungen der Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles einer umfassenden Revision. Welche Neuerungen gibt es, was sind die Zielsetzungen?
Kiki Vervloessem: Bislang haben die Tänzerinnen ...
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Tanz Jahrbuch 2024
Rubrik: Macht, Seite 29
von Pieter T’Jonck
Wenn wir gegenüber den Mächtigen die Wahrheit aussprechen müssen, ist Macht dann unwahr?
Die Macht eines Körpers. Die Macht von Körpern.
Die Macht von Tänzer*innen. Die Macht des Tanzens.
Die Macht von Choreograf*innen.
Die Macht der Musik. Die Macht keiner Musik. Die Macht des Lärms. Die Macht des Schweigens.
Die Macht des Ensembles. Die Macht von Solist*innen....
Wenn wir über Macht reden, ist Machtmissbrauch quasi impliziert. Seit Machiavellis Abhandlung «Il Principe» (um 1513), die rabiat fast jedes Mittel erlaubt, um politische Macht zu stabilisieren, beschreiben die meisten einschlägigen Theorien sie als soziale Beziehung, in der man den eigenen Willen auch gegen andere durchsetzt. Und: Macht hat immer auch mit Gewalt...
Braucht Tanz einen Kanon? Gibt es ihn? Und wenn ja: Wie gehen wir damit um? «Jeder Kanon entsteht mit einem Trennungsstrich. Er erzeugt unweigerlich eine Dialektik zwischen dem, was hineinkommt und dem, was draußen bleibt», so der Soziologe Alois Hahn. Die Archivierung von Performance, von Events und Zeitkünsten ist eine besondere Herausforderung, denn sie wirft...