no limit
Als ob eine Ikone sich von einem winzigen Virus aufhalten ließe. Nichts und niemand hat Twyla Tharp in ihrem langen Leben ausbremsen können. Und jetzt: Pandemie? Quarantäne? So what?! Dann studiert sie ihre Uraufführung in Deutschland mit dem Ballett am Rhein eben von ihrem New Yorker Studio via Zoom ein – auch wenn sie keinem der Beteiligten in Düsseldorf je persönlich begegnet ist.
Die Old Lady auf dem Bildschirm strahlt eine ungeheure Energie aus. Die weißen Ponyfransen fallen ihr in die Stirn, hinter der runden Brille sind die dunklen Augen hellwach.
Sie gibt einer Gruppe von Tänzerinnen und Tänzern im Düsseldorfer Opernhaus auf einer Bühnenprobe Anweisungen. Ihr Ton ist unmissverständlich. Mit schwungvoller Ironie adressiert sie einige mit «sweetheart», «honey» oder «sweety». Es herrscht Unsicherheit, als sie fragt, worum es in ihrem Ballett gehe. Jemand antwortet mit sichtlichem Respekt, es gehe darum, was derzeit in der Welt passiere. «A brilliant statement. You said absolutely nothing», retourniert die Tanzschöpferin. Wosch. Twyla Tharp ist bekannt für ihre unverblümte Direktheit.
Ebenso für Ehrgeiz, Eigenwilligkeit und Durchsetzungsvermögen. Die legendäre Choreografin des ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Juli 2021
Rubrik: Menschen, Seite 28
von Bettina Trouwborst
Erwin Olaf Springveld, genannt Erwin Olaf, macht einen zum Voyeur. Man ist eingeladen, an den beiden Enden eines ovalen Art-Deco-Holzbaus Platz zu nehmen, um durch ein Schlüsselloch per Video eine Frau beziehungsweise einen Mann in einem Schlafzimmer zu beobachten. Hinzu kommt kurzzeitig jeweils derselbe kleine Junge in Unterwäsche, der dann intensiv gestreichelt...
Wien
IMPULSTANZ
Europas nach wie vor größtes Workshop-Festival wird auch in diesem Jahr flankiert von ganz großen Klassikern der Moderne. Viele unvergessene Choreografien kehren zurück an die Donau, darunter Maguy Marins «Umwelt», ihr Spektakel von 2004, oder «Gardenia», das Werk von Alain Platel, das bereits sein Zehnjähriges feiert. Meg Stuart konfrontiert ihr...
Die Bühne, sagt man, sei ein neutraler Ort. Darum sei auf ihr alles möglich. In Wahrheit ist sie ein nackter, ungeschützter Ort, nichts, wohin man fliehen kann. Das gilt auch für Syrer. Die Bühne zwingt, sich zur Schau zu stellen und eine Rolle zu spielen vor den fremden Menschen im Zuschauerraum, die einem keinen Schutz versprechen würden.
Die Bühne nicht, nur...