Netze und Farben
Unser Videocall beginnt mit einer kleinen Enttäuschung: Flora Miranda trägt ja das Gleiche wie ich – ein schlichtes schwarzes Tanktop! Unglamouröser geht es kaum. «Ich bin sehr auf die Arbeit fokussiert und weniger auf mich selbst», lächelt die 33-jährige Salzburgerin gelassen, als ich sie auf unseren simplen Zwillingslook anspreche. Dann dreht sie den Monitor ein wenig: Auftritt einer kopflosen Kleiderpuppe.
Und da ist dann das spektakuläre Outfit, auf das ich gehofft hatte: ein Schlauchkleid aus leuchtend-kobaltblauen und schwarzen Lederstreifen, die wie Stahlbänder aussehen und sich um den Körper legen, als wollten sie seine Kontur zerteilen, als löse sich seine Figur in einzelne Schichten auf.
Das Kleid gehört zu Mirandas Master-Kollektion von 2015: «Sidereal Ethereal Immatereal». Inspiriert war sie damals von Teleportation und Quantenphysik. Quantenphysik – echt jetzt? Welche Wissenschaft hätte unser Weltbild mehr erschüttert! Also genau das Richtige für eine, die angetreten ist, die menschliche Erscheinung gen Zukunft zu beamen. «Wer meine Kleider trägt, braucht ein Konzept von sich selbst», konstatiert Miranda mit der ihr eigenen, unkapriziösen Nüchternheit. Rapunzellanges ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz November 2023
Rubrik: Hinter den Kulissen, Seite 55
von Nicole Strecker
Auf der Bühne agiert sie umwerfend selbstbewusst und feminin. Ihre klassische Souveränität als Aurora in «The Sleeping Beauty» ist atemberaubend, ihre Anmut in «Cinderella» kristallin und fließend zugleich. Und als Gypsy Girl in Frederick Ashtons «The Two Pigeons» ist sie die Verführung in Person. Tatsächlich funkelt Fumi Kaneko in jeder einzelnen Rolle, die sie...
Deutschland
On tour
«Zeit für Zirkus», die 3. Edition des bundesweiten Festivals für Zeitgenössischen Zirkus mit über 30 Spielorten in 12 Städten, präsentiert von Forum Neuer Zirkus e. V. (siehe Highlights), 17.–19. Nov. (zeitgleich mit der internationalen «La Nuit du Cirque»); www.zeitfuerzirkus.de
Augsburg Theater «The Fairy Queen», Ballettoper von Henry...
So sieht ein Seeigel aus, der in einen Farbeimer gefallen ist: lauter knallrote Stacheln, leicht gezaust und trotzdem wohlsortiert. Nur handelt es sich hier um kein animalisches Abbild, sondern um ein Kunstwerk, dem ein anderes Kunstwerk zugrunde liegt: Ein choreografisches Fragment, Auskopplung aus Marco Goeckes «Der Liebhaber» (tanz 4/21), wurde per digitaler...
