Mitten im Sturm
Philippe Kratz betrachtet jede Kreation als Fortentwicklung der Tanzkunst und weiteren Schritt auf dem Weg künstlerischer Selbsterkenntnis. Während unserer Skype-Konversation, die der gebürtige Leverkusener in geschliffenem Italienisch bestreitet, macht er dies mit einer Dringlichkeit deutlich, die seinen wachen Intellekt unterstreicht. Der blitzt auch in seinen Augen auf, wenn er lebhafte Erinnerungen schildert, die weit in die Kindheit zurückreichen.
Philippe Kratz, wie kamen Sie zum Tanz? Ich war etwa vier Jahre alt, saß mit meiner Mutter in einem libanesischen Restaurant in Düsseldorf. Als wir mit dem Essen fertig waren, trat eine Bauchtänzerin auf. Ich stand nur regungslos da und war komplett gebannt. In dem Moment beschloss meine Mutter, mich zum Tanzunterricht zu schicken.
Wie kamen Sie damit klar? Gerade jüngere Kinder empfinden die strengen pädagogischen Richtlinien ja oft als Schock.
Ich besuchte einen vorbereitenden Ballettkurs, und das gefiel mir total! Vor allem liebte ich das kreative Experimentieren – ich habe schon im Kindergarten die anderen Kids inszeniert, kleine Shows gemacht. Performen hing für mich schon ganz früh mit Bewegung zusammen, und ich merkte auch ...
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Tanz Juni 2021
Rubrik: Menschen, Seite 34
von Silvia Poletti
«Berührung ist eine Sprache, die wir beide sehr gut sprechen», bekunden Lucy Wilke und Paweł Duduś in ihrer Performance «Scores that shaped our friendship» (tanz 5/21). Nachsatz: «In German I make mistakes» – Duduś’ Erstsprache ist Polnisch. Aber um Einschränkungen, die behoben werden müssten, um miteinander Peer sein zu können, geht es gerade nicht. Sondern um...
Hot Pink – das Museum steht in Flammen. Feuertentakel mit großen schwarzen Punkten winden sich aus dem Boden des Atriums. Die Installation ist das spektakuläre Entree zur Retrospektive einer großen Nachkriegsavantgardistin im Berliner Gropiusbau: Yayoi Kusama. Die Ausstellung hat einen interessanten Zugang: Sie setzt acht Shows der 92-jährigen japanischen...
Das Thema «Geschlechtsumwandlung» ist nicht eben ein Lieblingssujet am Bolschoi-Theater. Wie Christian Spuck berichtet, hat ihm der Moskauer Ballettchef Makhar Vaziev seinen «Orlando» daher höchstpersönlich abgenommen und vorbauend hinzugefügt: «Ich kenne Sie ja auch als poetischen Tanzmacher, nicht als einen Skandalchoreografen.» Ob Spuck ein poetischer oder nicht...
