Menschen und Räume
Menschen wirken auf Räume ein, gestalten sie, eignen sie sich an und hinterlassen Spuren. Gleichermaßen wirkt der Raum auf den Menschen ein, ermöglicht Begegnung, aber verhindert sie auch. Diese Wechselbeziehung zwischen Raum und Mensch gilt für alle Räume, sei es ein Sakralraum, ein Theater, das eigene Zimmer, eine Schrebergartenkolonie oder eben der städtische Raum.
Aber gilt dies auch für das Meer? Auf den ersten Blick stehen sich Meer und Stadt diametral gegenüber: Natur versus Kultur, Leere, Unbegrenztheit versus Struktur und Begrenztheit, hier die Einsamkeit der Menschen am Strand, dort die Menschenmassen der Großstadt. Auf das Meer richten sich die Träume nach fernen Ländern, unbekannten Kulturen und exotischen Schätzen. Die Stadt hingegen taucht die Realitäten des Lebens in modernen Gesellschaften in ein grelles Licht. Seit dem Entstehen der ersten europäischen Großstädte werden diese gefeiert und zugleich problematisiert: als Orte, in denen sich das Individuum frei entfalten kann, ohne den sozialen Restriktionen des Dorfes und der Kleinstadt unterworfen zu sein. Zugleich wird es dort mit ökonomischer Ausbeutung, Einsamkeit, Anonymität, sozialer Kälte und Segregation ...
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Tanz Jahrbuch 2021
Rubrik: Unterwegs, Seite 117
von Annette Knaut
Da sage noch einer, in Frankreich hätten sie keinen Sinn mehr für Romantik. Dabei macht die von Charles Garnier erbaute, 1875 eröffnete Opéra, Hort von «Schwanensee», «Giselle» und «Phantom»-Fantasien, Furore im queeren Pop-Geschäft. Und das kam so: Erst gab es die Musik, aufgehängt am Liebesdrama Dante Alighieris mit seiner Beatrice, dann trat ein Filmregisseur...
Im Frühjahr 2020 hatte ich gerade damit begonnen, ein Ballett mit dem Titel «Gloria» zu choreografieren, als nach wenigen Probentagen der Prozess abrupt abgebrochen wurde. Es war sehr unwirklich. Mit den Proben zu einem neuen Stück beginnt normalerweise eine Art Eintauchen. In die Musik, in das Schrittmaterial, den Raum, das Thema. Die Außenwelt rückt währenddessen...
Inmitten all der pandemiebedingten Schwierigkeiten bestand ein positiver Aspekt darin, dass wir ungewöhnlich viel Zeit für persönliches Coaching, Proben und Training gehabt haben. Normalerweise hetzen wir von Produktion zu Produktion, Probenräume sind begrenzt usw. Zum ersten Mal in den 15 Jahren meiner Leitung des Semperoper Balletts in Dresden hatten wir für all...