Maciej Kuźmińskis/Adi Salant «DWA – ZWEI»
Programmhefte nehmen den Mund oft ziemlich voll. Sie vor der Vorstellung zu lesen, ist nicht immer eine gute Idee. Der Tanzabend «Dwa – Zwei», dessen mehrsprachiger Titel daher rührt, dass sich das Theater Osnabrück in dieser Spielzeit dem «Partnerland» Polen widmet, ist ein Beweis dafür. Das Heft verheißt, dass es in Maciej Kuźmińskis Choreografie «Beginningend» um Polen geht, zumal um Stanisław Dróżdż, einen Wegbereiter der polnischen Konkreten Poesie. Auch in Adi Salants «Position A» werde Polen thematisiert.
Wer das vorab liest, wartet auf diese Bezüge, sucht nach ihnen. Die Folge ist Ernüchterung, denn Konzeptanspruch und Bühnenwirklichkeit stimmen nur ansatzweise überein. Wer das Heft ignoriert, bevor sich der schwarze Vorhang hebt, geht dagegen ohne Irritation nach Hause, denn «Dwa – Zwei» hält auch so genügend Schauwerte und Denkanstöße bereit.
Das Ensemble zeigt Kohäsion und Kraft, Genauigkeit und Gefühl, schauspielerische Intensität; tänzerisch ist der Abend eine Freude. Die feinsinnige Kontrastierung von Individuum und Kollektiv, von Selbst- und Fremdbestimmung, gibt Auskunft darüber, wie der Mensch seelisch und intellektuell beschaffen ist, wie eigenständig er handelt, ...
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Tanz Juni 2024
Rubrik: Kalender, Seite 37
von Harff-Peter Schönherr
Marseille/Montpellier/Avignon
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