lustschmerz
Ein Schmerz, der sich dosieren lässt. Man atmet tief in ihn hinein, atmet gegen den Widerstand an, gibt sich dem Konflikt hin zwischen gewollter Grenzerweiterung und instinktiver Grenzwahrung. Geist gegen Körper. Der Machtkampf wird nirgends so ehrfurchtsvoll zelebriert wie beim Stretching. Bis zum perfekten Spagat, wenn die Scham den Boden küsst – das Aphrodisiakum im Tänzerleben.
«Hast du Schmerzen, während du tanzt?», hat die niederländische Tanzfotografin Lilian van Rooij ihre acht Modelle gefragt. Niemand hat «Nein» gesagt.
In Knie, Fuß, Hüfte, Schulter, den Zehen haust das Weh: die kollektiven Quäl-Gelenke. Es sind Schmerzen, die nur mit Tabletten, zusammengebissenen Zähnen, forcierter Verdrängung bewältigt werden.
Wie anders ist der Lustschmerz des Stretching: kontrollierbar und konstruktiv. Er dient der Erweiterung der eigenen Möglichkeiten. Schon im jahrtausendealten Yoga praktiziert, glaubt man heute mehr denn je: Dehnen heilt. Forscher überwinden ihre Skepsis und untersuchen die altindische Body-Mind-Technik nach wissenschaftlichen Kriterien. Vor allem die seit Jahren viel beachteten Neurobiologen liefern verblüffende Erkenntnisse über Strukturveränderungen im Gehirn, ...
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Tanz August/September 2013
Rubrik: bewegung, Seite 4
von Nicole Strecker
Ausgerechnet der Tod, ausgerechnet die Sterbenden tanzen in den Totentanz genannten Darstellungen, wie sie seit dem Mittelalter verbreitet waren. Sie tanzen gemeinsam und nicht selten wild, in ihren letzten Momenten wie außer Rand und Band. Die Knochen der Totengerippe biegen sich bisweilen wie Gummi; lässig federn die muskel- und fleischlosen Gesellen in den Knien...
So sieht der Nachtmahr eines Theaterdirektors aus: Hunderte von Schülern zwischen 6 und 16 Jahren im Zuschauerraum, dazwischen ein paar Lehrer, Erzieher, Väter und Mütter – und dann streikt, unmittelbar nach Vorstellungsbeginn, die Technik. Was wird passieren, nachdem der Inspizient um fünf Minuten Pause gebeten hat, damit der Tanzteppich wieder geflickt und...
newcomer_________
reut shemesh
Einundzwanzig Monate hat Reut (sprich «Re-ut») Shemesh in der Armee gedient. Drei Jahre müssen sie in Israel ran. Nebenher konnte sie weiter in ihrer Tanzschule in Yavne bei Tel Aviv trainieren. «Armee war langweilig», sagt sie in gutem Deutsch. Kurze Pause. «Ich war Rebellin. Ich fühlte mich extrem unwohl. Ich konnte nicht machen,...
