Johannes Wieland
New York ist ein verlassener Fleck Erde. Verlassen von den logischen Prinzipien.
Ein freischaffender Choreograf in New York zu sein, ist eine eingeschränkte Selbstmorderklärung. In einer Stadt mit dieser unheimlichen Choreografendichte und unzähligen erschwerenden Umständen mutiert man selbst täglich zu einer Problembewältigungsmaschine. Einerseits. Andrerseits eröffnet sich mit jedem einzelnen Hindernis auch eine neue Möglichkeit. Vielleicht auch zwei. Vielleicht auch einfach nur Einbildung.
New York verschlingt sich jeden Tag selber, und dich gleich mit, immer darauf bedacht, gerade mal so viel von deinem Überlebenswillen zurückzulassen, dass du nicht aufgibst. Es befindet sich in einem nicht enden wollenden Chaos. Man muss diese Stadt schon wirklich lieben, um sie länger auszuhalten.
New York ist gut zu mir. New York ist eine gute Freundin. Eine, die dir immerzu erklärt, wie spannend das Leben sein kann und dass du bloß nicht aufhören sollst, dieses Gefühl von hier und jetzt zuzulassen. Es ist eine anstrengende, schwierige Freundin, denn sie erinnert dich gleich danach daran, dass du noch deine astronomische Miete bezahlen und Probenräume buchen musst: eine tagesfüllende Aufgabe.
Da ...
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