
Foto: Roman Novitzky
Jessica Fyfe
Sie hätte Milena Jesenská verkörpern sollen, «ein lebendiges Feuer, wie ich es nie gesehen habe», so Franz Kafka einmal in einem Brief an Max Brod. Bekanntlich ist es zu dem «Kafka»-Ballett von Marco Goecke in Stuttgart nicht gekommen, und das ist schon deshalb bedauerlich, weil Jessica Fyfe so ganz und gar der Vorstellung Kafkas entspricht: Sie ist «äußerst zart, mutig, klug, und alles wirft sie in das Opfer hinein oder hat es, wenn man will, durch das Opfer erworben».
Die Bianca in «Der Widerspenstigen Zähmung» von John Cranko hat sie bereits verkörpert. Auch die Kantorka im «Krabat»-Ballett von Demis Volpi. Beides «Sternstunden» des Stuttgarter Balletts, und das nicht nur des Sternchens wegen, das auf dem Programmzettel ein Rollendebüt signalisiert. Mitten in der Spielzeit tauchte sie als Halbsolistin wie aus dem Nichts auf – an sich schon ein ungewöhnlicher Vorgang innerhalb einer Kompanie, in der man für gewöhnlich die Karriereleiter von der untersten Sprosse aus erklimmt. Die Ballerina aus Brisbane, Australien, war insofern von Anfang auch ganz da, als sie keinen Augenblick lang auf Nummer sicher ging, sondern sich spielfreudig, spontan und stupend in das tänzerische ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Jahrbuch 2017
Rubrik: Hoffnungsträger, Seite 172
von Hartmut Regitz
Panaibra Gabriel Canda arbeitet seit 1993 als Tänzer und Choreograf in Maputo/Mosambik und im Rest der Welt. Bei seinen zahlreichen Festivalauftritten in Europa wird man jedes Mal daran erinnert, dass intellektuell grundierter Tanz nicht zwangsläufig langweilig sein muss, sondern ganz lebensprall und humorvoll daherkommen kann. Panaibras berühmte «Marrabenta Solos»...
Es ist die Eigenheit der Kunst, sich zu entwickeln, zu erneuern und immer wieder selbst infrage zu stellen. Auch der Tanz folgt dieser Regel, ja er schreibt sogar an seiner eigenen Geschichte und befragt gleichzeitig seine Formen. Was mich heute am meisten überrascht, ist nicht so sehr die Entwicklung des Tanzes als vielmehr die grundstürzende Umwälzung, die...
«Уважающим себя хореографам следовало бы учитывать, что каждое па – это шаг в будущее. Chorégraphes qui se respectent devraient prendre en considération que chaque pas est un pas dans l’avenir.» Das ist ein Satz, den Serge Diaghilew, laut Boris Kochno, am 17. August 1929, also zwei Tage vor seinem Tod, in Venedig Kochno anvertraut haben soll & den ich, Giselle...