Jenseits

ließ Men in the Cities auf Dächern tanzen. Nach 30 Jahren sind die Bilder wieder hochaktuell

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Eine Zeit lang nannte der Branchenspott ihn Robert «Long ago» – Robert Longo galt als ultimativer Vertreter der 1980er Jahre: Post-Punk, New Wave, New-York-hip, in steter Reaktion auf ein selbstgewisses, aber untergründig selbstzerstörerisches Corporate America. Longo, der Bildhauerei studiert hatte, als Zeichner und Filmregisseur bekannt wurde, sah den Fall mitten in der Epoche des Hochmuts voraus. Zwischen 1977 und 1983 entstand eine Serie von Kohlezeichnungen – «Men in the cities» – nach Fotografien, die er auf dem Dach seines Apartmenthauses von Freunden und Bekannten machte.

Er bewarf sie mit Objekten oder riss an Seilen, an denen er sie angebunden hatte, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er hielt Gestalten im Bild fest, die sich krümmten wie Peckinpahs Bonnie und Clyde im Kugelhagel. Geprügelte Erfolgsmenschen in Jackett und Krawatte, unterlegen im Kampf mit unsichtbaren Gegnern. Gefakte Filmstills einer ruckartigen und krampfhaften, aber seltsam grazilen Choreografie der Gewalt. Er sagte dazu: «Modernen Tanz mag ich nicht; wie Figuren in Filmen sterben, ist der beste Tanz, finde ich: Sie taumeln und zucken und explodieren im Raum …» Und: «I want to take that imbalance ...

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Tanz August/September 2009
Rubrik: Jenseits, Seite 114
von

Vergriffen
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