Iván Pérez, Grzegorz Bral «Island»
Kein Meer ringsum. Stattdessen ein karger Kastenraum, behängt mit Spiegeln, bestückt mit Stühlen. Mehr braucht es in Heidelberg nicht, um die Ausgangssituation des Stücks sichtbar zu machen. Prospero, Protagonist in Shakespeares «Sturm», hat es nicht auf eine einsame Insel verschlagen. Der «Tanzabend mit Chor», den Iván Pérez und Grzegorz Bral im Marguerre-Saal vorstellen, imaginiert sein «Island» auf andere Art: als Innenschau, die den Herzog von Mailand weniger als Magier denn als Leidensgefährten von König Lear vorstellt.
Denn die Bühne ist ein geistiger Raum, man könnte auch meinen: eine geschlossene Anstalt.
Klar, dass hier keine Geschichte erzählt wird, sondern sich die Bruchstücke der Erinnerung wie im Wahn verwirren. Schattenhaft sitzen die Sänger und Sängerinnen am Anfang auf ihren Stühlen. Kniend platziert Pé-rez, dabei unterstützt vom Chef des Breslauer Goat Theatre, seine Tänzer und Tänzerinnen. Eine von ihnen, Thamiris Carvalho, interpretiert Prosperos Prolog: lautlos auf schwarzen Socken und ohne vordergründige Virtuosität, während aus dem Off ein einsamer Geigenton erklingt. Wenig später gesellt sich Mathias Theisen hinzu, und wohltuend entschleunigt beginnt eine ...
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Tanz Februar 2023
Rubrik: Kalender, Seite 44
von Hartmut Regitz
CD des Monats
BALLO PER ORCHESTRA
Ein eigenständiges Ballett hat Georg Friedrich Händel nie komponiert. Aber in seinen Opern, ja selbst in seinen Oratorien, finden sich immer wieder Stücke, die einen aufatmen lassen – schließlich kann beim besten Willen nicht den ganzen Abend über gesungen werden, weswegen immer mal wieder ein Instrumentalsatz für vokale Erholung...
Die Hütte brennt: Skandale an Ballettschulen, Belästigungen durch Leitungspersonal in den Kompanien, Geringschätzung von Tänzern, Mobbing, Bodyshaming, MeToo, Blackfacing – das Ballett gibt derzeit in der Öffentlichkeit ein Bild des Schreckens ab. Die Schlagworte fliegen den Tanzschaffenden nur so um die Ohren, kulminierend in der Frage, ob man das alles überhaupt...
Theaterzelte sind nicht einfach zu bespielen, aber als Ausweichquartiere sind sie durchaus tauglich. Und eine Bühne wie das Theater Vorpommern ist mit seinen Spielorten Greifswald, Stralsund und Putbus ohnehin widrige Umstände gewöhnt, also kann ja wohl auch ein Zelt herhalten, während das Theater Greifswald, ein 1915 eröffneter, klassizistischer Bau, vier, fünf...
