Glanzlichter 2022: Ballett Zürich
Immer wenn ich diese Saison über das Ballett Zürich berichtete, ging es um außergewöhnliche Abende. Begeisternde Inszenierungen, begabte Choreografen, beeindruckende Bühnenbilder, beflügelnde Musikkonzepte, bezwingende Bilderwelten. Tänzerische Visionen mit dem Hang zum Gesamtkunstwerk. Viel gradliniger Stilwille, gemischt mit Eleganz und feiner Melancholie, manchmal Magie pur, wenn alles wie aus einem Guss erschien.
Aber was ist mit den Tänzerinnen und Tänzern? Wie agieren sie in diesen vielschichtigen Erzählungen? Wie tanzen sie als weißer Hirsch mit zwei Krücken an den Armen, als Trägerin eines Rabenvogels, mit dem Kopf einer Antilope auf dem Rücken oder als Ritter in scheppernder Rüstung? Wie verleihen sie den Allegorien Ausdruck, die in Christian Spucks Balletten fantastisch und stets ein wenig entrückt die Bühne bevölkern? Angesichts der einnehmenden Gesamtbilanz soll hier eine Lanze für das Ballett Zürich als kreatives Kollektiv gebrochen werden. Denn eines steht fest: Ohne die Tänzerinnen und Tänzer, ohne ihre Wandlungsfähigkeit und ihre unbedingte Hingabe, wären diese Tanzabende nicht viel mehr als perfekte Formenspiele, tönendes Erz oder klingende Schelle.
«Aus alten ...
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Tanz Jahrbuch 2022
Rubrik: Die Saison 2021/22, Seite 130
von Martina Wohlthat
Vor Jahren lernte ich einen Tischlermeister kennen, er war Leiter des Malersaals im La Jolla Playhouse in San Diego/Kalifornien und hatte die Aufgabe, die Anfertigung der Kulissen für die bevorstehenden Produktionen zu beaufsichtigen. Im Anschluss an eine Erörterung des Spielplans kamen wir auf seine wahre Leidenschaft zu sprechen: den Amerikanischen Bürgerkrieg....
tanz
Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance
Herausgeber Der Theaterverlag
Redaktion Sofie Goblirsch, Falk Schreiber, Marc Staudacher, Dorion Weickmann (Leitung), Arnd Wesemann, Assistenz: Johanna Rau
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin, Tel +49-(0)30-254495-20, Fax -24, redaktion@tanz-zeitschrift.de, www.tanz-zeitschrift.de
Art Direktion + Gestaltung Marina...
Alles ist relativ. Das gilt seit Albert Einstein als das ganz große Ding: Wenn sich alles denken lässt und nichts als stabile, reale, die Ewigkeit überdauernde Form vorstellbar ist, dann herrscht … anything goes. Vom Surrealismus über die Visionen des polnischen Schriftstellers Stanislaw Lem bis zu den «unendlichen Welten» der Science-Fiction schien alles machbar …...