Geometrie der Liebe

Silvana Schröder: «Eine Hand voll Leben!» in Greifswald

Pasolini nennt ihn einfach einen «Besucher». Bei Silvana Schröder steht «der Fremde» zugleich auch für «das Fremde»: ein Engel, den möglicherweise der Himmel schickt, ein Katalysator vielleicht wie einst bei Cranko, der durch seine Exis­tenz alles verändert, erklärtermaßen aber das Fremde, durch das sich das Stück fokussiert. Irgendwann erscheint Mario Perricone, einen weißen Steg durchs Publikum betretend.

Irgendwann verliert er sich auch wieder unter der Menge, und nichts ist danach mehr das, was es einmal war: Zurück bleibt nicht allein Elena, die in dem Open-Air-Ballett «Eine Hand voll Leben!» als Einzige einen Namen trägt. Zurück bleibt auch ein Ensemble, das sich gleichermaßen gewandelt zeigt und am Ende tänzerisch auftrumpft wie selten.
Weit davon entfernt, einem Film wie «Teorema» einfach zu folgen, erahnt der Zuschauer auf dem Greifswalder Markt etwas von der «Geometrie der Liebe». Denn kurz bevor der, d. h. das Fremde einbricht in das abendfüllende Ballett, wirkt dessen Erscheinungsbild verhältnismäßig uniform: kein Schritt konträr. Symmetrisch aller Tanz. Ein Rudelverhalten, das anfangs noch fast etwas Revuehaftes hat. Dass Elena abseits steht, merkt das Publikum erst mit ...

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Tanz Oktober 2005
Rubrik: On Stage, Seite 44
von Hartmut Regitz

Vergriffen
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