fremdheit: interaktion und rhythmus

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Die Damen des Balletts neigen sich auf dem Cover grazil unterm Palmwedel und sehen in diesem alten Libretto gar nicht exotisch aus. Im Gegenteil: Der geneigte Oberkörper, die abgewinkelten Handgelenke, das lange Tutu weisen sie als typische Vertreterinnen des Romantischen aus, stünde da nicht der Name Esmeralda, der dem Ganzen den Klang des Fremden gibt.

Den Spuren der Alte­rität (Tänze und Tanzende aus fremden Ländern) im Vertrauten (dem klassischen Tanz) nachzugehen, das haben sich Claudia Jeschke, Gabi Vettermann und Nicole Haitzinger schon seit Jahren auf die Fahnen geschrieben und immer wieder ihre Ergebnisse aus dem DFG-Projekt «Kulturelle Inszenierungen von Fremdheit im 19. Jahrhundert» veröffentlicht. Nun liegt ein über 500 Seiten starker Wälzer vor, in dem rund 100 Tanztheorien und 100 Tanzlibretti auf das Phänomen des Fremden befragt werden. Dabei werden mit «Paul et Virginie», «Le diable boîteux», «La Péri» und «La Esmeralda» vier wichtige exotische Ballette einer detailreichen Analyse unterzogen.

Ballordnungen und Körperkonzepte, Medizintheorie und Kolonialisierung, Libretti und Kritik – der Blick ist weit, die Perspektive auf den Gegenstand, der sich ja dadurch erst ...

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Tanz November 2010
Rubrik: medien, Seite 57
von Katja Schneider

Vergriffen
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