Feier des Primitiven
Dem Tanz haftet – vielleicht wie keiner anderen Kunstform – der Nimbus einer universellen Sprache an. Grenzüberschreitend soll er die Menschheit verbinden und – so die Mission des Welttanztages der UNESCO – zum Weltfrieden führen. Der 29. April dient alljährlich dazu, «alle Formen des Tanzes an diesem Tag zu vereinen, den Tanz zu feiern, seine Globalität hervorzuheben und alle Grenzen von Politik, Kulturen und ethnischen Zugehörigkeiten zu überwinden. Die Menschen sollen durch eine gemeinsame Sprache – die des Tanzes – in Frieden und Freundschaft zusammengeführt werden.
»
In der Tat zeichnet sich der Tanz durch Globalität und eine hohe Mobilität seiner Akteure aus. Betrachtet man die Theaterlandschaft in Deutschland, ist wahrscheinlich keine andere Sparte so international besetzt. Während das bundesdeutsche Sprechtheater generell noch weit davon entfernt ist, in Ensemble und Mitarbeiterstab die Vielfältigkeit der deutschen Gesellschaft widerzuspiegeln, ist im Gegensatz dazu noch die konservativste Ballettkompanie ein Musterbeispiel an Diversität.
Doch wie steht es mit der ästhetischen Vielfalt des Tanzes? Ermöglicht der Tanz wirklich – wie der Welttanztag behauptet – eine von ...
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Tanz Jahrbuch 2016
Rubrik: Ästhetik: Ins Offene, Seite 96
von Eike Wittrock
Sidi Larbi Cherkaoui, gibt es eine Grenze, vor der Ihre Vorstellungskraft zeitbedingt kapitulieren würde, etwa wenn Sie wie jetzt gerade die Barockoper «Les Indes galantes» in München inszenieren?
Das ist alles immer eine Frage des Einfühlungsvermögens. Wenn Sie mit einem Charakter konfrontiert sind, der einen Sklaven hält, ist es schwierig, sich in ihn...
Mit «MDLSX» hat sich Motus auf die Fahnen geschrieben, eine bewusste, wohlüberlegte und authentische Antwort auf die Frage «Was bist du?» zu formulieren, die sich Silvia Calderoni ihr ganzes Leben lang – privat und auf der Bühne – hat anhören müssen. Die 34-jährige Performerin, Inspirationsquell und zentraler dramatischer Motor aller bisherigen größeren...
Eine dem Autor beruflich lange verbundene Grafikerin seufzte einmal: «Warum eigentlich dürfen bei Publikationen zum zeitgenössischen Tanz nie Tanzfotos verwendet werden?» Ihre Kümmernis bezog sich auf den damaligen Trend, alle möglichen Bewegungsphänomene zu zeigen, nicht aber choreografische Szenen auf der Bühne. Die Abneigung gegen Tanz-Illustrationen mag sich...