Der Buckel

Raimund Hoghe: der Buckel als Tanzlandschaft. In Deutschland oft gehasst, in Frankreich heiß geliebt. Thomas Hahn begegnet ihm in Paris

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«Schauen Sie, das Centre Pompidou hat meinen Rücken auf dem Plakat. Sie hätten ja auch einen anderen Bildausschnitt aus ‘Boléro variations’ wählen können, nur mit konventionellen Rücken», sagt Raimund Hoghe in Blickweite seines Auftrittsorts in Paris. Der Buckel als Blickfang, attraktiver als glatte, straffe Adonishaut? «Der Körper als Landschaft!»

Raimund Hoghe gleicht trotz seines hügeligen Rückens nicht gerade einem Felsmassiv der Tanzlandschaft. Im Gegenteil, sein Werk ist ihre Hochebene.

Bei der langen Wanderung durch die Plateaus seiner ausgedehnten Bühnenzeiträume spürt so mancher Zuschauer, wie ihm der Sauerstoff knapp wird. Denn der sanfte Zwerg stemmt sich mit der Dauer seiner Stücke, die sich über zwei, drei oder vier Stunden ausdehnen können, gegen den Zeitgeist der heiligen Beschleunigung.

«Rouler sa bosse» – seinen Buckel rollen, sagt man in Frankreich für rastloses Wandern. Der Werktätige geht, umgangssprachlich gesehen, nicht arbeiten sondern «buckeln»: oder auf Französisch – «bosser». Es ist nicht so, dass dort der Buckel besonders beliebt wäre. Trotzdem spielt Raimund Hoghe seine Produktionen hauptsächlich in Frankreich, wo er ein Star der Tanzszene ist, obwohl ...

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Tanz August/September 2008
Rubrik: Tänzer in Teilen, Seite 38
von Thomas Hahn

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