Blutfontänen

Gregor Seyffert: «Menschensohn» in Gera

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Wer Showtanz zu seinem Beruf macht und die Kunst der Choreografie fürs Haschen der Effekte braucht, sei in Gottes Namen nicht ausgenommen von seiner Liebe. Wer Jesus Christus zum Schluss an den eisernen Vorhang nagelt und im Namen von Klaus Kin­ski die Kirche ihrer Unchristlichkeit beschuldigt, darf auch gern erklären: «Jesus Christ Superstar» war gestern, «Menschensohn» ist heute. Statt ­Hippie-Rock geht’s hier ordentlich zur Sache: Schwermetall und donnerndes Dies irae, wummernde Aufsässigkeit und geschlagene Ölfässer, aus denen Blut in vulkanischen Fontänen emporschießt.

All das Brachiale geschieht an einem unvermuteten Ort, mitten in Thüringen: ein Tanzmusical «made in Gera».
Gregor Seyffert, der zuletzt den Tourismus im Kraftwerk Vockerode in der Nähe von Dessau beschleunigte, bewegt mehr als 30 Tänzer in Erinnerung an Kinskis legendäre Bibelexe­gese, die er am 20. November 1971 in der Berliner Deutschlandhalle betrieb.

Es war die Zeit der APO. Religion war Opium fürs Volk. Im Cannabis-Duft protestierten die Studenten gegen Kinskis Bibelauslegung, standen auf gegen den obszönen Egomanen, den Tatjana Gsovsky entdeckt hatte und der 1952 Valeska Gerts Berliner Tanzlokal namens ...

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Tanz Februar 2010
Rubrik: Altenburg, Seite 34
von Arnd Wesemann

Vergriffen
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