
Mei Suzuki; Foto: Nae Fukata
Echte Fälschungen
Man hat im Kino ja nun viel Tanz in 3D gesehen, von Wim Wenders‘ «Pina» bis hin, zuletzt, zu «Valerian» von Luc Besson mit der Pop-Ikone Rihanna als Geisha, Kurtisane und Krankenschwester, deren großartig getanzte, körperlich so konkrete Verwandlung in immer andere Figuren keinen Moment länger dauert als das Lesen dieses Satzes. Da kommt der britische Pionier des 3D-Tanzfilms, Billy Cowie, sehr viel zurückhaltender daher.
Ihn hat es mehrfach um die Welt getrieben, vom japanischen Kyoto über Kuba zurück ins japanische Kochi, um dort, aber auch in Indien, Tänzerinnen und ihre Kunst in 3D umzurechnen.
Sein Trick: Während das Kino auf eine spezielle Silver Screen projiziert, damit dem Zuschauer handelsübliche 3D-Polfilter-Brillen genügen, übergibt uns der Künstler in der Berliner Galerie Kronenboden schicke LCD-Shutterbrillen. Ihre Wirkung ist verblüffend: Mitten im schlichten Galerieraum ohne präparierte Projektionsflächen glaubt man sich beinahe in einem Londoner Club zu befinden, in dem sich die geladenen Damen und Herren um eine Tänzerin scharen. Diese thront auf einem virtuellen Podest, etwas abseits der Mitte des Raums, dezidiert lebensgroß, sehr nah, aber vollkommen unnahbar, ...
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Tanz Oktober 2017
Rubrik: Bewegung, Seite 4
von Arnd Wesemann
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