Bauhaus heute
1924. Oskar Schlemmer träumt von einer «absoluten Schaubühne», sein Kollege László Moholy-Nagy von einem «Theater der Totalität». Starke Begriffe, die zwei Bauhaus-Lehrer nutzen. Sie wollen nicht länger bedauernswerte Individuen in angestrengtem Realismus auf der Bühne ansehen. Es solle ein Theater her, in dem der Mensch «als ‹der vollkommene Mechanist› am Schalthebel der Zentrale» stünde, «von wo aus er das Fest des Auges regiert». So formuliert es Oskar Schlemmer, damals 36 Jahre alt, in seiner Programmschrift «Die Bühne im Bauhaus».
Auch der sieben Jahre jüngere László Moholy-Nagy empfindet Theater nur noch als eine Instanz von Propaganda und Werbung. Alle auf der Bühne sind gehorsam: gegenüber dem Wort, der Partitur, der Tradition. Das Theater als Zentrum der Kultur? Ein Witz. Schlemmer und seine Zeitgenossen sitzen längst anderswo, in einem Kino, dort, wo der Mann am Projektor gerade jenen Schalthebel umlegt, der das Auge regiert.
Wer heute von totalem Theater spricht, wenn es noch einer tut, meint eher schwindelerregende Erfahrungen in der virtuellen Realität oder die bombastischen Technologien einer immersiven Clubkultur. Hundert beats per minute in 30 Sekunden ...
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Tanz Januar 2019
Rubrik: Ideen, Seite 62
von Arnd Wesemann
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