Welttheater der Liebe

Mozart: Le nozze di Figaro
DETMOLD | LANDESTHEATER

Opernwelt - Logo

Etwas ist anders als sonst. Genauer: eine Figur, die das Stück gar nicht vorsieht. In wallendem Gewand schwebt der holde Knabe im lockigen Haar (Felix Hennig) über die Bühne und um die Figuren herum, immer eine oder mehrere Puppen in den Händen, den Blick mit hingebungsvoller Zärtlichkeit auf die Protagonisten gerichtet. Ein Engel mit weißen Flügeln, der nicht nur Triebfeder dieses munter-frivolen Imbroglio ist, das er selbst in Gang gesetzt hat, sondern zugleich Oberspielleiter und (irre-)führende Instanz. Ohne ihn läuft hier nichts. Mit ihm aber ist plötzlich alles denkbar.

Sogar die standesübergreifende Liebe.

Einen «Cherubin d’amore» nennt Regisseur Jan Eßinger ihn und liegt damit voll und ganz auf der Linie dessen, was sich Mozart und sein begnadeter Librettist Da Ponte für «Le nozze di Figaro» ausgedacht haben. Mag es in der literarischen Vorlage, Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais’ «La folle journée ou Le mariage de Figaro», um die französische Revolution gehen (oder mag das freche Schauspiel, wie Napoleon Bonaparte mutmaßte, diese sogar ausgelöst haben), Komponist und Librettist zogen dem Theaterstück den politischen Zahn, der sich insbesondere an Figaros Monolog im ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Denkmalpflege

Die Parolen eines sich weltgeistig-revolutionär gerierenden Polit-Messianismus haben ihre Strahlkraft schon lange verloren. So dicht liegt die Patina der aus katastrophischer Erfahrung erwachsenen Desillusionierung auf den einst mit großen Hoffnungen geladenen Losungen, dass ihre Wirksamkeit heute gegen null tendiert. Und so tief in die Schutthalden der Geschichte...

Horreur!

Wajdi Mouawad zählt zu jenen überschätzten Regisseuren, die in Frankreich eine ansehnliche Karriere machen. Seit 2016 leitet der 52-jährige, libanesisch-kanadische Doppelbürger das Pariser Théâtre de la Colline, eines der sechs Nationaltheater im Lande, dem mit Alain Françon und Stéphane Braunschweig schon ganz andere Kaliber vorgestanden haben. Als Dramatiker...

Überfordert

Als Giuditta Pasta 1850 in London ihre letzten Konzerte sang, war ihre Stimme, wie Henry Fothergill Chorley in seinen Erinnerungen berichtet, «in a state of utter ruin». Voller Trauer sagte Pauline Viardot: «Es ist wie das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci – ein Wrack von einem Bild, aber dieses Bild ist das größte Gemälde der Welt.» In Erinnerung an eine...