Wagner, Verdi und wir

Zwei Doppelbiografien über die Antipoden des europäischen Musiktheaters

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Als «Geheimnis der Contemporaneität» hat Hugo von Hofmannsthal einmal seine Beziehung zu Stefan George bezeichnet. Eberhard Straub zitiert die Bemerkung zu Beginn seiner Doppelbiographie von Wagner und Verdi, den beiden ungleichen, wenn auch im selben Jahr 1813 geborenen Opern-Antipoden. Leider ist er dem anspruchsvollen Vorhaben in seinem holprigen Galopp durch beide Lebensläufe sowie durch die Politik, Kultur und Sozialgeschichte der Zeit weder sachlich noch sprachlich gewachsen, was die Lektüre zum Ärgernis und schließlich zur Qual werden lässt.

Das «Geheimnis», das er dem enervierten Leser schließlich am Ende enthüllt, ist an Banalität nicht zu übertreffen: «Wagner und Verdi, ein Germanicus und ein Italo, die mit verschiedenen Mitteln nach dem gleichen Ziel strebten, nach dem musikalischen Drama und auf ihre Art die deutsch-italienische Kulturgemeinschaft mitten in Europa veranschaulichten.»

Aus diesem Buch muss man nur zitieren, um zu demonstrieren, wes Geistes Kind sein Autor ist. «Beiden ging es nur um das rein Menschliche in vorzeitlichem oder historischem Gewand. Beide trachteten nach der reinen, nackten Darstellung der allerheftigsten Leidenschaft. Insofern besagt bei ...

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Opernwelt Mai 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Uwe Schweikert

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