Von wegen Patina!
Zwei frühe Tondokumente des Dirigenten Carlo Maria Giulini, die auf dem deutschen Markt weitgehend ignoriert wurden, hat Günter Hänssler jetzt in seiner Profil-Edition neu aufgelegt. Sie bereichern die Diskografie dieses Musikers, auch in Hinblick auf sein Repertoire, in dem er später andere Schwerpunkte setzte.
«Iphigénie en Tauride», 1952 nach einer Festspielproduktion in Aix-en-Provence unter Studiobedingungen eingespielt und vom französischen EMI-Ableger Pathé Marconi veröffentlicht, darf als ein Meilenstein in der neueren Gluck-Rezeption gelten.
Giulini hielt sich konsequent von einer romantisierenden Aufführungspraxis (also Bearbeitungen von Wagner und Strauss) fern und setzte das Original wieder ins Recht. Wenn man die Aufnahmen unter Martin Pearlman oder Marc Minkowski im Ohr hat, hört sich Giulinis Version zwar auch schon wieder historisch an, doch ihre dramatische Eloquenz reißt von der Ouvertüre an mit. Was für ein glutvoller Theaterdirigent Giulini in jüngeren Jahren war! Das Orchester des Pariser Conservatoire, schon von Wagner gerühmt, folgt ihm mit Elan – von klassizistischer Patina kann keine Rede sein.
Erstklassig auch die Sängerbesetzung. Léopold Simoneaus geradezu ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Ekkehard Pluta
Herr Eötvös, Sie sind 1966 als junger Mann von Budapest nach Köln gezogen, um dort zu studieren. Durch einen Zufall begegneten Sie wenige Tage nach der Ankunft Karlheinz Stockhausen. Daraus entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit, die zehn Jahre währte. Klingt dieser frühe Einfluss bis heute nach?
Ja und nein. Ich habe von Stockhausen vor allem...
Ob mit dem genialen Cellisten Emanuel Feuermann, den er am 4. Juni 1924 in Poppers «Serenade» mit Bass-Schmackes am Klavier begleitet, oder als Dirigent, der dem vom «Launischen Glück» schmalzenden Joseph Schmidt (in Strauß’ «Tausendundeine Nacht») den Orchestersamt um den Tenor fältet – Frieder Weissmann war im Zeitalter der Schelllackplatte ein verlässlicher...
Ein Wunder, ein Wunder, ein Wunder», ruft die Menge in Richard Wagners «Lohengrin», als der Gralsritter auf dem Schwan dahergeschwommen kommt. Ein Wunder brauchte auch das Konzert Theater Bern, als man sich letztes Jahr unverhofft mit einer Panne konfrontiert sah. Seit 2014 wird der neoklassizistische Bau umfassend renoviert (Kostendach: 45 Millionen Schweizer...