Tableaus mit selbstbewussten Dramen
Die Allerheiligen Hofkirche in der Münchner Residenz ist ein kultischer Ort im Doppelsinne: einerseits säkularisierter Sakralraum, andererseits neuerdings viel bespielter Konzertsaal dank traumhafter Akustik und einer besonderen Atmosphäre durch eine bei der Renovierung nach Kriegsverwüstung bewusst unfertig belassenen karminroten Ziegelstruktur.
Arnaldo de Felice präsentierte nun hier «Medusa», einen Kompositionsauftrag der Bayerischen Staatsoper, nachdem er mit der kalligrafischen Kurzoper «Akumu» 2001 den Wettbewerb «teatro minimo» gewonnen hatte.
Die Kirche wird in ganzer Länge zum Bühnenraum – mit einer Schlangenskulptur am Eingang, ausgedehntem Laufsteg in der Mitte und einem riesigen Splitter vor der Apsis: Projektionsfläche für eine zerstörte Stadt, gespiegeltes Wasser oder Schlangenhaut, deren Struktur auch den Boden prägt (Bühne und Kostüme: Jürgen Kirner). Das Publikum sitzt im Raum verteilt, die Orchestermusiker links und rechts des Stegs.
Arnaldo de Felice hat seinem Stück viele Varianten des «Medusa»-Mythos eingeschrieben und zielt letztlich auf die Entwicklung einer modernen Frau: Die Geschichte berichtet vom Schicksal eines jungen Mädchens, von Poseidon ...
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Opernwelt Januar 2006
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Klaus Kalchschmid, Hanspeter Renggli
Am Ende lacht Charlotte. Werthers Selbstmord bedeutet für die junge Frau ein Erwachen aus einem amourösen Alptraum. Regisseurin Kornelia Repschläger rückt mit ihrer durchdachten Inszenierung am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin Charlottes ambivalente Gefühlslage in den Mittelpunkt.
Bei ihrem ersten Auftritt trägt Charlotte eine weiße Rüschenschürze,...
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