Sieben Schwestern
Vierzig Jahre? Eigentlich kein Alter. Und wenn, dann das beste, wie es so schön heißt. Lebt man allerdings in einer Zeit, in der Aufmerksamkeit die härteste Währung ist und der kulturelle Kapitalismus das (scheinbar) Attraktive bevorzugt, muss man sich schon strecken, schminken, mindestens Schauder erregen. Oder man leistet, im umkämpften urbanen Raum, etwas Besonderes, damit die Entscheidungsträger merken, dass man besonders ist. Und somit unersetzbar. Künstlerisch wie soziokulturell.
Die Neuköllner Oper war, was das angeht, zwar nicht immer erfolgreich, doch immer schon sehr erfinderisch. 220 Ur- und Erstaufführungen in 40 Jahren bezeugen es. Inmitten eines stetig sich wandelnden, manchmal brodelnden, zunehmend gentrifizierten Hauptstadt-Ambientes bildete dieses Haus eine Insel. Auf diese Insel durften all jene kommen, die Musiktheater als Versuchslabor begriffen (und bereit waren, für wenig Gage zu arbeiten, wie es auch die Festangestellten tun). Neuköllner Oper, das war immer die vierte Schwester, für die Tschechow keine Tinte mehr übrig hatte.
Er sollte sich ein Fässchen kaufen. Denn wie bestellt, gibt es in der Karl-Marx-Straße (ja, in Berlin dürfen Straßen noch so heißen!) ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2018
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Jürgen Otten
Es war einer der letzten Kompositionsaufträge, die Gerard Mortier vergeben sollte. Eine fantastische Oper für das Teatro Real in Madrid. Maßgeschneidert für Spaniens bedeutendstes Musiktheater. In einem Idiom, das in iberischen Traditionen wurzelt und zugleich in die Welt ausgreift. Mit einem scheinbar vertrauten Sujet, das die Grenzen des Gewohnten sprengt.
Das...
Natürlich tritt sie noch auf, nur eben auf der anderen Seite. Im Parkett der Wiener Staatsoper zum Beispiel, wo Christa Ludwig sich gern ansprechen lässt von den Fans. Auch im Festspielhaus Erl, weil sie einige Kilometer weiter gerade einen Meisterkurs gibt. Hof halten ist das weniger. Ein, zwei Minuten, schon ist man drin in einem Pausengeplauder, in...
Schaut man auf die Zahlen, die uns zum Thema «Besucherentwicklung» regelmäßig aus den Presseabteilungen bundesdeutscher Theater erreichen, scheint die Welt in bester Ordnung. Häufig werden da Rekordbilanzen präsentiert. Der Tenor beinahe aller für die Öffentlichkeit bestimmten Statistiken: Das Interesse ist enorm, Auslastung und Erlöse steigen.
Sieht man sich in...