Rolle des Lebens
Die Wiederkehr von Jacques Fromental Halévys «La Juive» auf die internationale Opernszene ist untrennbar mit dem Namen Neil Shicoff verbunden. Der amerikanische Tenor hat den Eléazar erstmals 1999 in Wien gesungen und die Rolle des zwischen der Liebe zu seiner Ziehtochter Rachel und dem Hass auf die Christen zerrissenen Juden seither an vielen großen Opernbühnen der Welt übernommen, zuletzt in Chicago und Paris.
Dass ihn jetzt auch das Opernhaus Zürich in der Rolle seines Lebens verpflichten konnte, war gewiss ein Glücksfall für die Neuinszenierung dieser in Zürich zuletzt 1925/26 gespielten französischen Grand Opéra.
Shicoffs Spiel ist von brennender Intensität. Hinter den von Fanatismus, aber auch von Verbitterung gezeichneten Zügen bricht in seinem mimisch-gestischen Porträt des alten Mannes immer wieder die Liebe zu Rachel durch, die er einst vor dem Flammentod bewahrt hat und als seine eigene Tochter im jüdischen Glauben aufzog. Mit dem unauslöschlichen Hass auf die Christen vermittelt Shicoff zugleich dessen Ursache, die aggressive Gewalt der Judenpogrome, die Halévy und sein Librettist Eugène Scribe zu eindrucksvollen Massenszenen geformt haben. Der Preis für Shicoffs ...
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