Rasant

Rossini: La Cenerentola am Stadttheater Klagenfurt

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Wer schön sein will, sagt der Volksmund, muss leiden. Und wer wüsste das besser als Clorinda und Tisbe, die beiden «rechtmäßigen» Töchter Don Magnificos.

Die Ouvertüre zu Rossinis Dramma giocoso zeigt sie bei morgendlichen Gymnastik-Übungen; angeleitet werden die beiden schläfrigen Damen von einem Tanzquartett, das in knappen weißen Trikots überaus gelenkig und mit einigem Sex-Appeal unterstreicht, was Aerobic bewirken kann, wenn man es richtig betreibt (und auch später in wechselnden Rollen, als «Staff» bei der Castingshow, Kellnerinnen-Gruppe und Dämonen-Truppe, erkleckliche Bewegungsenergien beisteuert). Wie zwei Holzpuppen hampeln Tahnee Niboro und Linsey Coppens in ihren Jogginganzügen dem «Geschehen» hinterher – es ist kein besonders attraktives Bild, das sie da abgeben.

Das wird sich auch im Verlauf des Abends, den Bernd Mottl mit Augenzwinkern, Esprit und verspieltem Witz inszeniert hat, kaum ändern. Wo das Talent zur (körperlichen wie geistigen) Flexibilität fehlt, fehlt es eben. Singen können sie allerdings, die beiden Thronanwärterinnen, doch über ihren Charakter würde man lieber höflich schweigen. Während die tapsigen Tussis an ihren Handys kleben, als sei darin das ...

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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Panorama, Seite 59
von Jürgen Otten

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