Quick und konzise
Im 19. Jahrhundert war Polen, aufgeteilt unter Russland, Preußen und Österreich, als Nationalgebilde quasi nicht existent und auch musikalisch, zumal auf der Opernbühne, ein armes Mäuslein. Wäre da nicht Stanisław Moniuszko (1819–1872) gewesen, der 1858 in Warschau mit der Zweitfassung seiner Oper «Halka» auf den Plan trat. Die begeistert aufgenommene Aufführung gilt als Gründungsdatum der polnischen Nationaloper. Mit seiner letzten vollendeten Oper «Paria» verlässt Moniuszko den Themenkreis seiner bisherigen Bühnenwerke.
Das auf der Tragödie «Le Paria» des französischen Dichters Casimir Delavigne basierende Werk – der Komponist hatte die Vorlage mit 17 Jahren kennengelernt – spielt in der indischen Stadt Benares. Das Libretto von Jan Chęciński verdichtet die Handlung zu einem Dreiakter, der 1869 in Warschau uraufgeführt wurde. Formal interessant ist, dass die Ouvertüre erst nach dem Prolog erklingt. Das erinnert an Mendelssohns Oratorium «Elias». Tatsächlich orientiert sich die orchestrale Faktur an der des deutschen Romantikers. Weitere stilistische Einflüsse liefern der frühe Dvořák, Donizetti und Verdi, auch Berlioz’ Melismatik hinterlässt Spuren; Wagner hingegen nicht, so ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2025
Rubrik: Medien, Seite 28
von Götz Thieme
Der Augenblick der Seligkeit, er währt nur wenige entrückte Minuten. Wie ein mondbeschienener Liebestraum in Ges mutet dieses Andantino non troppo lento im wiegenden 6/8-Takt an, in dem Anna Brull (als stimmlich wie darstellerisch exquisite Königin von Karthago) und Iurie Ciobanu (als glaubhaft mit sich und den Umständen ringender trojanischer Krieger) innig...
Die Feststellung, dass Spiritualität vereint, Religion hingegen trennt, gilt nicht erst seit den verheerenden Attentaten religiöser Fanatiker in unserer Zeit. Schon immer fanden sich Konfessionen politisch missbraucht, wurden sie im Sinne von Machtgewinn und -erhaltung bewirtschaftet. Ob freilich Oliver Cromwell (1599–1658) ein Machtpolitiker war, der Gott zu...
Hans-Klaus Jungheinrich, lange Zeit der Musikkritiker der «Frankfurter Rundschau», starb vor sechs Jahren. Seine Bücher waren gefeiert worden. Sein Tod hinterließ eine Leerstelle. Kaum jemand hat sich Zeit seines Lebens so mit Musik beschäftigt wie er, so darüber nachgedacht, geschrieben, gesprochen. Menschen pilgerten zu ihm, lasen seinetwegen das Feuilleton des...