Ohrentheater
Es ist still um ihn geworden. Aber das kennt man. Hans-Joachim Hespos arbeitete stets an den Rändern. Und so ist seine Musik. Eine Randerscheinung. Und: eine Herausforderung. Ein Stück von Hespos hört man nicht einfach so. Man muss hineinkriechen, um sich einen Eindruck von dessen Wesen zu verschaffen.
Das Credo seines Komponierens verdankt sich einem Diktum Luigi Nonos: «Das Ohr sensibilisieren, die Augen, das menschliche Denken, die Intelligenz, ein Höchstmaß an nach außen gerichteter Innerlichkeit. Das ist heute das Wesentliche.» Diesem Ideal horchte Hespos stets nach.
Nicht immer gelang es. Einmal aber besonders gut. Das Musiktheater «iOPAL», 2005 an der Staatsoper Hannover herausgekommen, wurde in der «Opernwelt»-Umfrage zur «Uraufführung des Jahres» gekürt. Ein vielverzweigtes Stück, dessen Klänge und Bilder von so hoher metaphorischer Dichte waren, dass es kaum möglich schien, dieses Gespinst aus übereinandergeschichtetem Material zu durchblicken.
Das Kunstwerk als Rätsel. Nicht zufällig konnte sich Hespos mit diesem Begriff Adornos anfreunden. Das Einfache hat ihn nie interessiert. Was Musik mit unseren Ohren macht, schon eher. Das Fragen, Suchen danach: «Wie hören ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Jürgen Otten
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