Maßlos aus Prinzip
Die Ersten waren sie nicht an der Deutschen Oper Berlin. Das «Wunder der Heliane», Erich Wolfgang Korngolds lange geschmähtes opus maximum, wieder ganz groß herauszubringen – dieser Aufgabe hatte sich das kleine Pfalztheater in Kaiserslautern bereits 2010 gestellt. Auch der Opera Vlaanderen war das überbordende Werk unlängst einen szenischen Wiederbelebungsversuch wert. Aber so richtig offenbart sich das Potenzial des hochfliegenden Stücks erst durch die ins Menschliche transponierte Deutung Marc Albrechts und Christof Loys in Berlin.
Ein Coup gelang Hermann Bäumer und Anselm Dalferth am Staatstheater Mainz: Dort feierte der «Antikrist» Auferstehung, das hypertrophe Mysterienspiel des dänischen Komponisten Rued Langgaard – ein betäubend-hellsichtiger Zauber
Erich Wolfgang Korngolds «Das Wunder der Heliane» ist kein Werk des Maßhaltens. Vom ersten bis zum letzten Takt geht ein Zug des Schwelgerischen und Exzessiven durch die Partitur, ein unersättliches Ausströmen von Melodien, luxurierenden Orchesterfarben und schierer klanglicher Ekstase, das kaum je Momente der Zurücknahme oder rezitativischer Dialogführung kennt. Die Musik, so beschrieb es Elsa Bienenfeld als Rezensentin der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Ohne Spiel wäre die Menschwerdung des Menschen undenkbar, glaubte Friedrich Schiller. Nur als homo ludens sei dieser imstande, Sinn zu stiften. Nicht als auktorialer Erzähler, der über das Gute, Wahre und Schöne verfügt, sondern als Suchender in offenem Terrain. Der spielende Mensch handelt, spricht, tanzt, singt gleichsam auf Probe, um sich zu erkennen und die...
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs war die alte Ordnung Europas passé. Es folgten Jahre der sozialen und politischen Polarisierung. Auch über die Zukunft der Künste wurde erbittert gestritten. Nicht nur in der Oper hatte der Um- und Aufbruch natürlich schon vorher begonnen. Gibt manches Werk, damals uraufgeführt und heute wieder in den Blick genommen, Aufschluss...
Kaum ein Lyriker wird so sehr mit heimeliger Romantik, gar «von deutscher Seele» (Hans Pfitzner), identifiziert wie Joseph von Eichendorff. Doch das Klischee trügt: Gerade er ist der Dichter des verstörend Vergänglichen, Unheimlichen, und in seiner Welt ist nichts recht geheuer. Zwei Topoi Eichendorffs irritieren denn auch stets aufs Neue: Wasser und Stimmen...