Gianluca Falaschi; Foto: Promo/SWR
Lust auf Drag
Selbstkritik ist angebracht. Schenken Kritiker dem, was mit dem unschönen deutschen Begriff «Ausstattung» umrissen ist, auf der Bühne wirklich genug Aufmerksamkeit? Setzt man den Namen des Kostümbildners nicht oft irgendwo in Klammern, allein um der lieben Vollständigkeit willen? Womöglich hat das auch etwas mit der vorherrschenden Theaterästhetik der vergangenen Jahrzehnte im deutschsprachigen Raum zu tun. Mit Konventionen.
Plötzlich kommt dann einer wie Gianluca Falaschi, und man denkt: Wow! Was geht denn hier ab? Da bevölkern Figuren die Bühne, deren Kleider eine so fantastische Opulenz der Farben und Formen aufweisen, dass dem Betrachter Assoziationen an die Pracht des Barocktheaters förmlich aufgezwungen werden. In dieser Sphäre fühlt sich der Costumista aus Rom besonders heimisch. Man muss nur seine Entwürfe für Produktionen wie «Alcina» (Theater Basel) oder «Armide» (Staatstheater Mainz) in der vergangenen Spielzeit betrachten, um die französische oder italienische Bühne des 17. bzw. 18. Jahrhunderts als mannigfachen Inspirationsquell zu erkennen. In zeitgenössischen Figurinen wie jener des LeKain in Voltaires «Mahomet» wird zum Beispiel sehr schön deutlich, wie dieser ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Bilanz, Seite 128
von Alexander Dick
Vor drei Jahrzehnten, kurz vor dem Mauerfall und Ende der Nachkriegsordnung in Europa, prägte der Soziologe Ulrich Beck einen Begriff, der bis heute einen Nerv trifft: Risikogesellschaft. In seiner gleichnamigen, 1986 veröffentlichten Studie beschrieb er eine fundamentale Wende im «Projekt der Moderne»: von der Idee stetigen Fortschritts und grenzenlosen Wachstums...
Zugang zu Musik, zu ihrer Musik, findet sie über Bilder, Metaphern. Allerdings nicht in dem romantischen Sinn, dass Metaphern für etwas stehen – für eine Aktion, Figur oder Stimmung. Es sind keine klaren Bilder, die den Prozess der Klangerfindung steuern. Chaya Czernowin spricht vielmehr von einer Art Infrastruktur, die ihr helfe, tief in unerhörte Sphären,...
In der schwarzen Theaterhöhle von Jean Nouvel hat die Zukunft längst begonnen. Vor der Tür steppt die Breakdance-Szene, drinnen findet man das vermutlich jüngste Ballett- und Opernpublikum der Welt. Egal, ob Monteverdi, Strauss und Wagner oder mal wieder ein brandneues Stück läuft. Dass die Opéra de Lyon in der Stadt zwischen Rhône und Saône heute talk of the town...
