«Lost» in Saarbrücken

Wagner: Tristan und Isolde in Saarbrücken

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Wagners «Tristan und Isolde» sagt man eine weitestgehende Handlungslosigkeit nach. Alles Äußere sei in diesem Werk nach Innen gekehrt: innere Vorgänge, Liebesschmerz, Liebestrunkenheit, Gekränktheit. Alles nur im Kopf. Und im Herzen. 

Das Regie-Duo Alexandra Szemerédy, und Magdolna Parditka hat in seiner Lesweise jetzt in Saarbrücken einmal alles auf den Kopf gestellt. Beziehungsweise: auf den Tisch. Darauf stehend, poltert der hochgradig präsente, ausdrucksstarke Peter Schöne als Kurwenal los.

Mit seinen Jungs klatscht er sich ab, mit Brangäne unterhält er eine erotische Affäre, die in virtuosen Zwischenbildern auf der sich häufig drehenden Bühne immer wieder aufflackert. Während die Sexualität von Tristan und Isolde (ob es selbst nach Verlöschen der Fackel hier je eine gab? Es bleibt ungewiss!) kompliziert ist, gehen sich Brangäne und Kurwenal befreit an die Wäsche. Das ist der witzigste erste Aufzug dieses aus- und durchkomponierten vierstündig-zeitlosen Liebesleids. Kann das überhaupt gelingen? Man fasst sich an den Kopf, aber: ja! 

Wir befinden uns in einem abgewrackten Schloss, das viele Facetten und Zwischenräume kennt: ein Bad, eine Küche mit Apothekerschrank (wo sich ...

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Opernwelt 7 2022
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Arno Lücker

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