Keine Angst vor Richard
Die Wiedergeburt der Tragödie aus dem Geist des Rock ’n’ Roll? Vier Abende, sechs Stunden, 21 Figuren, Soundrequisiten vom Kieselstein bis zum Theremin – in seiner rotzig aufgerauten «Ring»-Hörspiel-Performance kümmert sich Stefan Kaminski um fast alles selbst. Nur die Glasharfe, Tuba, Bassgeige und Keyboards bedienen vier assistierende Musikant/inn/en. Im Dezember 2007 stieg der Schauspieler mit «Rheingold» zum ersten Mal an einer Art Werkbank in die Wagner-Bütt, gut zwei Jahre später knisterte der Weltenbrand in Gestalt eines über den Kopf gezogenen Stücks Goldfolie.
Doch mit dem Finale seiner Solo-Nibelungen-Saga ging es für Kaminski erst richtig los: Inzwischen reist der ehemalige Moderator einer Metal-Radio-Show, dessen Darstellerkarriere am Deutschen Theater Berlin begann und dessen Allzwecksynchronstimme aus etlichen (Kinder-) Film-, TV- und Hörbuchproduktionen schallt, durchs ganze Land, um eine eher opernferne jugendliche Klientel mit dem Opus magnum des Bayreuther Hexenmeisters zu konfrontieren. Für Stammgäste auf dem Grünen Hügel ist diese Parforcetour durch Wagners Göttermenschenmythenreich wohl eher nichts, für popsozialisierte Novizen längst Kult.
Das liegt vor allem ...
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Opernwelt Mai 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Albrecht Thiemann
Die Perspektive ist ungewohnt. Meist wird es den Sängerinnen und Sängern angelastet, wenn sie mit Wagners Partien nicht zurechtkommen. Otto Iro argumentiert umgekehrt: Wo liegen Wagners Irrtümer bei der Gestaltung seiner Rollen? Wo fordert er Dinge, die jeder Physis und jeder gesangstechnischen Logik widersprechen? Otto Iro (1890–1971) stammte aus dem Sudetenland,...
Herr Beczala, das Debüt-Album bei der Deutschen Grammophon hätten Sie doch auch Ihrem polnischen Landsmann Jan Kiepura widmen können.
Sie haben Recht! Jan Kiepura ist auch heute noch für jeden Polen der Tenor schlechthin. Wenn ich die CD stattdessen Richard Tauber gewidmet habe, so meine ich damit eine ganze Reihe von Tenören der damaligen Zeit, z. B. auch Peter...
Den Verstand zu verlieren über Wagners «Weltabschiedswerk» galt lange als gute Tradition. Zumal im Bayreuther Festspielhaus, für dessen «mystischen Abgrund» der Meister sein opus summum bekanntlich konzipierte. Woher die Klänge kommen, wie sich Stimmen, Strukturen und Farben mischen – darüber sollte das Publikum staunend rätseln wie Gurnemanz über die Herkunft des...