Kampf der Geschlechter

Rossini: L’italiana in Algeri Toulouse / Théâtre du Capitole

Opernwelt - Logo

Plüschig geht es nicht zu im Palast von Mustafà, dem Bey von Algier. Mag das Théâtre du Capitole auch ein wenig nach Puppenstube aussehen – auf der Bühne herrscht die blanke Moderne. Der Bey ­bewohnt ein Penthouse, natürlich mit Meerblick. Alles ist blendend weiß und sehr übersichtlich. Hier gibt es keine Serailgemütlichkeit, aber auch keine islamistischen Gebräuche. Alkohol fließt reichlich, und statt Vermummten bekommen wir eine Unterwäschemodenschau vorgeführt.

Die Damen sehen aus, als hätten sie sich in der Erotik­abteilung von H&M eingekleidet, im zweiten Akt gibt es sogar einen vollwertigen Striptease – so ­ästhetisch, dass die striptiseuse zu Recht im Programmheft namentlich genannt wird.

Dabei ist diese Inszenierung ganz und gar keine sexistische Show, was bei diesem Plot – eine vermeintlich unterworfene Frau wird zur Herrscherin über die Herzen und sagt an, wo’s langgeht – auch unglaubwürdig wäre. Regisseurin Laura Scozzi hält stattdessen als Schlusspointe noch eine feministische Zuspitzung parat. Bei ihr macht sich der Bey nicht nur zum Narren, indem er sich zum pappataci küren und als solcher allen Argwohn beiseite lässt, um sich auf den Genuss und den Müßiggang zu ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Rainer Wagner

Weitere Beiträge
Tandem

Schwer zu sagen, wem das Copyright für dieses wunderschrundige Theater der Vergeblichkeit gebührt. Für diese tragikomischen Gestalten mit starrem Blick und wachem Ohr, denen das Leben längst entglitten zu sein scheint. Für die hinterlistig verschrobenen, aus Musik und schwarzem Humor gewonnenen Geschichten, die uns so rätselklar anspringen. Immer wieder. Seit sie...

Linz verändert

Melancholie verschattet die Gesichter der beiden Knattermimen: «In Linz müsste man sein ...» Die süffisante Schluss­pointe des legendären Sketchs von 1959 mit Helmut Qualtinger und Johann Sklenka, in dem zwei Provinzschauspieler ihr Leben Revue passieren ­lassen und ihren Träumen nachhängen, ist längst zum Sprichwort geworden. Ganz im Sinne des hierzulande...

Sog der Finsternis

Wie kein anderer Komponist der Gegenwart hat sich Georg Friedrich Haas in seinem Schaffen einer am Übergang vom Licht zur Dunkelheit angesiedelten Musik verschrieben.  Dabei experimentiert er nicht nur mit der schattenhaften Abdunkelung der Klänge, sondern auch mit der Saalbeleuchtung. Bereits in dem groß angelegten Orchesterwerk «in vain» und in der Kammeroper...