Kaleidoskop, farblos
Es nützt nichts, wir müssen über den Fall Kent Nagano sprechen. Der US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln hat hauptsächlich im Europa eine respektvoll aufgenommene Karriere absolviert, deren Rang und Prominenz gemessen an der künstle -rischen Ausbeute doch einige Rätsel aufgibt. Die Premiere von Modest Mussorgskys «Boris Godunow» an der Hamburgischen Staatsoper in der Ur-Fassung von 1868/69 ließ einen erneut fassungslos zurück.
Vielleicht verdankt sich Naganos Renommee dem verschlossenen Exotismus seiner Person, der Verbindung zu Olivier Messiaen (dessen Schüler er war und als dessen kundigster Interpret er angeblich gilt), dem Anschein von Demut und Bescheidenheit, einigen positiven Kritikerstimmen in Main-Stream-Medien sowie politischen Entscheidern, die niemals wegen ihrer musikalischen Inkompetenz hätten etwas entscheiden dürfen – und ihn in wichtige Ämter in Berlin (Deutsches Symphonie-Orchester), München (Bayerische Staatsoper) und zuletzt Hamburg beriefen. Bezeichnend ist, dass Nagano nicht zu den regel -mäßigen Gastdirigenten der Wiener und Berliner Philharmoniker und der großen US-amerikanischen Orchestern gehört.
Natürlich funktioniert nach seiner Zeichengebung vieles. ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Götz Thieme
Das Bild besaß Symbolcharakter: Während der Ouvertüre zu Richard Wagners romantischer Oper «Lohengrin», die im Graben des Hessischen Staatstheaters bei der (szenisch leider völlig missglückten) Premiere ohnehin eher nach Verkrampfung als nach Verklärung klang, klemmte es irgendwo in der Soffitte und blieb das riesige schwarze Stofftuch zwischen Himmel und Erde...
Schwüles Gedünst? Es ist eher ein Hauch von Grünem Hügel, der am Theatervorplatz nahe dem Tinguely-Brunnen in der Luft liegt. Originale Nürnberger Rostbratwürste und echtes Bayreuther Bier werden da in den Pausen feilgeboten – zu Preisen, die sich von denen der Pausengastronomie der Richard-Wagner-Festspiele nicht besonders unterscheiden. Für den Besucher...
Das hohe Lob stammt aus berufenem Munde: «Sie gehört zum Stamm der Pioniere, der Wegbereiter. Sie ist uns vorausgegangen, hat Bäume gefällt, Felsen gesprengt und Brücken gebaut, um den Weg freizumachen für die nach ihr Kommenden.» Es war Virginia Woolf, die diese Worte wählte, um eine der wohl erstaunlichsten Komponistinnen aller Zeiten zu beschreiben – Ethel...
