«Girls of the Golden West» - Reisepantomime mit Duett: Davóne Tines (Ned Peters) und Julia Bullock (Dame Shirley) vor bewegter Sierra-Kulisse, handgekurbelt. Foto: San Francisco Opera/Stefan Cohen
Im Westen viel Neues
Gelobter Westen? Das letzte Refugium des American Dream? Aus pazifischer Perspektive ist der dauertwitternde Poltergeist im Weißen Haus weit weg. Keine Spur von Depression angesichts der politischen Großwetterlage. «Ich bin froh, in Kalifornien zu leben», sagt John Adams nach der Uraufführung seiner neunten Arbeit für die Musiktheaterbühne – eines Stücks, das eine ikonische Ära in der Geschichte des bevölkerungsreichsten US-Bundestaates behandelt: den Goldrausch, der Mitte des 19. Jahrhunderts Zehntausende Abenteurer aus aller Welt in die Sierra Nevada trieb.
Soeben hat Matthew Shilvock, der junge Generaldirektor der San Francisco Opera, Adams eine Ehrenmedaille um den Hals gehängt. Jetzt brandet im vollbesetzten War Memorial Opera House noch einmal Beifall auf. Und damit erweisen die gut 3000 Besucher am Premierenabend nicht nur dem Komponisten Reverenz, der seit 1971 in der Bay Area lebt und hier schon für «The Death of Klinghoffer» und «Doctor Atomic» gefeiert wurde, sondern auch der weltoffen-liberalen, kritischen Haltung, für die der inzwischen 70-Jährige immer stand. Eine Haltung mit wachem Blick für die beunruhigenden Zeichen unserer Zeit.
Sind wir gegenwärtig nicht Zeugen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Albrecht Thiemann
Tropfen. Erst ist es nur einer, der im Irgendwo herabsinkt, zeitlupenhaft vergrößert wie in Andrej Tarkowskijs «Nostalghia», als ins schier Unendliche zerdehnte Zeit. Nach dem Aufprall herrscht sekundenlang Stille, dann fällt ein weiterer Tropfen. Und dann sind es immer mehr, von überall her drängen sie, elektronisch verstärkt, herein, bis man förmlich umzingelt...
Manchmal kann man sich nur wundern, wie lange in den Schallarchiven der Rundfunkanstalten unerhörte Schätze lagern. Wenn sie endlich ans Licht kommen, steckt oft eine Mischung aus Zufall, Enthusiasmus und Kennerschaft hinter den Bergungsbemühungen. Und die Risikobereitschaft eines Überzeugungstäters, der eine an Originalität und Qualität ausgerichtete Mission...
«Donizetti200» heißt das Projekt, das die zweite Ausgabe des neuen Vorzeigefestivals der Stadt Bergamo unter der gemeinschaftlichen Ägide des Künstlerischen Leiters Francesco Micheli und der Fondazione Donizetti ins Leben gerufen hat. Sein Konzept: Bis zum Jahr 2044 soll alljährlich eine Oper des Komponisten zur Aufführung gelangen. Ein ambitioniertes Unterfangen,...
